„Meisterin der Verstörung“: Österreich zeichnet Marie NDiaye aus

Überreichung in Salzburg: Andrea Mayer und Marie NDiaye
Die französische Autorin Marie NDiaye hat am Freitag den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur erhalten. Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) sagte beim Festakt im Solitär der Universität Mozarteum in Salzburg, dass deren Bücher komplex komponierte, in glasklarer Sprache geführte Gegenwartsanalysen seien, es würde eine „“ geehrt.
Auch Laudatorin Anne-Catherine Simon hob das Irritierende und Verstörende in den Büchern der französischen Schriftstellerin hervor. „Das Fremde als das Sonderbare nistet in ihren zwölf Romanen, in ihren Erzählungen und Theaterstücken. Es tränkt alles, durchdringt alles in ihrem Werk“, sagte Simon. Manchmal habe das Gefühl der Nicht-Zugehörigkeit, das die Menschen darin charakterisiere, auch mit Geografie und Herkunft zu tun. „Doch auch wenn diese Gefühle der Nicht-Zugehörigkeit einfließen, werde sie in Marie NDiayes Texten in eine viel umfassendere Fremdheitserfahrung verwandelt.“ Diese Fremdheitserfahrung bemächtige sich jeder Realität, jeder Faser des Romans, und sie erfasse fast buchstäblich von der ersten Zeile an die Lesenden.
Die 1967 geborene NDiaye wurde als Prosaautorin bekannt und gewann mit Werken wie „Die lieben Verwandten“ (1993), „Alle meine Freunde“ (2006), „Mein Herz in der Enge“ (2008) oder zuletzt „Die Rache ist mein“ (2021) auch eine deutschsprachige Leserschaft. Am Theater feierte sie mit Stücken wie „Hilda“ und „Die Schlangen“ Erfolge. 2009 wurde sie für „Drei starke Frauen“ mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet.
Der Staatspreis für Europäische Literatur wird seit 1965 vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert. Zuletzt ging er an Karl Ove Knausgard (2017), Zadie Smith (2018), Michel Houellebecq (2019), Drago Jancar (2020), Laszlo Krasznahorkai (2021) und Ali Smith (2022).
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