"Unerhört": Ein Eklat beschäftigt ORF-Führung und Politik

EU-Kommissar Oettinger in "Europa backstage" beim Treffen der Landeshauptleute
Europa backstage. Ein „Team mit ORF-Mikro“ hat beim jüngsten Treffen der Landeshauptleute für Empörung gesorgt.

" Europa backstage", sonntags in ORF2, ist die Wohlfühl-Zone des Öffentlich-Rechtlichen für die Politik während des EU-Vorsitzes. Dementsprechend hat die damit beauftragte Produktionsfirma Vooop der Boulevard-Journalistin Dora Varro letzte Woche ein Team zum Gipfel der Landeschefs nach Stegersbach entsandt. Es sollte Launiges unter anderem von der Verabschiedung von Wiens Ex-Bürgermeister Michael Häupl und dem Zusammentreffen mit EU-Kommissar Günther Oettinger festhalten.

Dabei leistete sich das Vooop-Team, mit ORF-Mikro-Würfel ausgestattet, einen Affront nach dem anderen, was inzwischen auch an ORF-General Alexander Wrabetz, ORF-Burgenland-Chef Werner Herics und Stiftungsrat Werner Dax übermittelt wurde. Dazu gehörten etwa ein Achterl Wein vor dem Interview mit und unter den Augen von Oettinger; Bestellung von Alkoholika auf eine falsche Zimmernummer und Herumgeschreie Marke "Scheiß Europa, Scheiß EU". Schließlich sollen Zivilpolizisten mit der Aufnahme der Personalia dem Treiben ein Ende gesetzt haben.

Kinderstube

"Es ist eine Ungeheuerlichkeit, wie sich dieses Redakteursteam in Stegersbach benommen hat. So etwas habe ich noch nirgends gesehen", sagte Herbert Oschep, Sprecher von Burgenlands Landeshauptmann und Gipfel-Gastgeber Hans Niessl zum KURIER. Inzwischen habe sich die Vooop-Geschäftsführerin entschuldigt und harte Konsequenzen angekündigt. Auch für Stiftungsrat Dax war das Verhalten "unerhört. Der ORF hat einen Ruf zu verlieren. Es sollte doch möglich sein, Journalisten mit Kinderstube zu solchen Ereignissen zu schicken".

Seitens des ORF hieß es: "Wir haben die Produktionsfirma umgehend mit den Vorwürfen konfrontiert. Sie bedauert das Verhalten ihres freien Mitarbeiters sehr und hat das Beschäftigungsverhältnis mit sofortiger Wirkung beendet." Bestätigt fühlen können sich die ORF-Redakteursvertreter. Sie hatten das von Wrabetz mit Wohlwollen bedachte "Europa backstage" von Anfang an kritisiert. Bemerkenswert bleibt: Es gibt bis dato keinen im Abspann angeführten ORF-Verantwortlichen für die "Belangsendung", wie sie von den Redakteursvertretern genannt wird.

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