TV-Dreiteiler "Unterleuten": "Das Dorf vergisst nie"

Miriam Stein und Alexander Held basteln an einer Lösung.
Juli Zehs Roman wurde in einem prominent besetzten TV-Dreiteiler verfilmt. Start ist am Montag um 20.15 Uhr im ZDF.

Goldene Weizenfelder und weit und breit kein Auto in Sicht. Stattdessen: Natur pur. „Seit wir in Unterleuten leben, hat Freiheit für mich eine ganz andere Bedeutung. Ich wache morgens auf und fühle mich frei – kein Lärm, kein Gerenne, kein Konsumterror“, schwärmt der Soziologe Fließ (Ulrich Noethen) einem früheren Kollegen vor. Er ist von Berlin in das brandenburgische Dorf gezogen, um die Idylle zu genießen.

Dort, wo es aussieht wie in einem Spot für glückliche Freiland-Hühner, werden bald andere Töne angeschlagen. Denn der Lärm und Werkstattgestank seines Nachbarn (Charly Hübner) versauen Fließ, seiner Freundin und dem gemeinsamen Baby bald den Tag.

Bestseller

Ausgedacht hat sich diesen konfliktreichen Stoff die deutsche Autorin Juli Zeh für ihr Buch „Unterleuten“, einer der meistgelesenen Romane des Jahres 2016. Erzählt wird darin die Geschichte des fiktiven Dorfes „Unterleuten“, wo „Ureinwohner“ und „Zuagraste“ ein nicht ganz konfliktfreies Miteinander leben.

„Ich habe das Buch verschlungen, als es veröffentlicht wurde. Schon damals beim Lesen dachte ich mir, dass sich die Geschichte für eine Verfilmung anbietet, denn die darin beschriebenen Figuren waren alle so greifbar, so detailreich. Ich konnte sie alle vor mir sehen“, sagt die Schauspielerin Miriam Stein (sie spielt die Pferdenärrin Linda Franzen) im KURIER-Interview.

So oder so ähnlich haben das auch die Verantwortlichen des ZDF gesehen, die sich die Rechte zur Verfilmung der Geschichte sicherten, Magnus Vattrodt mit der Drehbuch-Adaption und Matti Geschonnek mit der Regie beauftragten.

 

Das Ergebnis liegt nun in einem prominent besetzten TV-Dreiteiler vor, dessen erste Folge heute, Montag, um 20.15 Uhr zu sehen ist. „Es werden darin viele gesellschaftspolitische Themen angesprochen“, sagt Miriam Stein, die als Linda Franzen die Dinge in „Unterleuten“ gerne selbst in die Hand nimmt. Sie durchschaut die vorherrschenden Machtstrukturen und weiß diese geschickt für sich und ihren Traum, die Errichtung eines Ponyhofs, zu nutzen.

Der Weg dorthin ist aber steinig. Die Lage im Dorf droht zu eskalieren: Jeder gegen jeden – zu seinen eigenen Gunsten. So funktioniert das Zusammenleben auf Dauer nicht. Nicht in der Stadt. Und auch nicht am Land, wo man sich „oft mit Menschen auseinandersetzen muss, mit denen man sich sonst nicht unterhalten würde. Aber genau dieser Austausch ist wichtig, um seinen Horizont zu erweitern“, sagt Stein.

TV-Dreiteiler "Unterleuten": "Das Dorf vergisst nie"

Der Stammtisch von "Unterleuten".

Neuanfang

Die österreichisch-schweizerische Schauspielerin, die mit ihren Mann Volker Bruch („Babylon Berlin“) und dem gemeinsamen Kind vor einem Jahr von Berlin aufs Land gezogen ist, sieht den wachsenden Egoismus als Grundproblem der Gesellschaft. Wir reden zu wenig miteinander. Jeder macht sein eigenes Ding. Wir können kaum noch jemandem verzeihen, vergeben, was einen Abschluss und einen Neuanfang unmöglich macht. In unserem Film fällt das vor allem den alteingesessenen Dorfbewohnern schwer. Das Dorf vergisst nie, wie es im Film treffend heißt.“

„Unterleuten“ startet am Montag um 20.15/ZDF. Teil zwei folgt dienstags, Teil drei am Mittwoch. Der Dreiteiler ist in der ZDFmediathek abrufbar.

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