Trödel-Show mit Gabalier: "Da hab ich schon einmal geschmust"

Trödel-Show mit Gabalier: "Da hab ich schon einmal geschmust"
Das deutsche Erfolgsformat "Bares für Rares" läuft auf Servus TV in einer Österreich-Version, seit Neuestem mit dem Ex-"Dancing Star" Willi Gabalier.

*Disclaimer: Das TV-Tagebuch ist eine streng subjektive Zusammenfassung des TV-Abends.*

Nein, Servus TV ist nicht nur ein Salzburger Privatsender, der ein Gegenprogramm zum „Meinungsdiktat einer linken Journalistenarmada“ und zur „permanenten Panikmache des Corona-Kartells“ anbietet, wie Senderchef Ferdinand Wegscheider am Sonntag in seiner unter Satire firmierenden Kommentarleiste tönte.

Nein, Servus TV ist auch ein Sender mit anspruchsvollen Dokus, ansprechenden Sportübertragungen und, ja, auch gelungenen Unterhaltungssendungen. Zur diesfalls größten Tat zählte zuletzt die Adaptierung des ZDF-Dauerbrenners „Bares für Rares“ auf österreichische Verhältnisse. Mit der Verpflichtung des „Dancing Stars“-Profitänzers Willi Gabalier wurde das österreichische Lokalkolorit noch einmal verstärkt, nachdem anfänglich der deutsche Trödel- und Tropenhelmexperte Roland Gruschka moderiert hatte.

In Tex Rubinowitz‘ Cartoon-Kolumne „Teletex“ im KURIER, die ebenfalls unter Satire firmiert, wurde Gabalier zuletzt das „Charisma eines Schuhlöffels“ attestiert. Diese Einschätzung einmal so dastehen lassend, widmen wir uns lieber den Expertenschätzungen in „Bares für Rares Österreich“.

Zwirbelbart

In der diesen Sonntag ausgestrahlten Folge war eine bemerkenswerte Frau zu Gast: Schauspielerin Inge Maux, bekannt aus dem Volkstheater, aus der Serie „Braunschlag“ und aus Filmen wie „Paradies: Liebe“ oder „Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse“ (Netflix).

„Ja Grüß Gott, gnädige Frau“ sagt Gabalier betont charmant. „Was haben Sie denn da Schönes mitgebracht?“

"Etwas Geheimnisvolles, etwas Religiöses, sehr, sehr Altes und Rares."

Während die Schauspielerin die Spontaneität gut mimt, signalisiert Gabaliers Gestik sofort: Dieser Dialog ist gespielt. Man könnte es mit der Reaktion der Hüttenwirte bei der ORF-Heimatsendung „Harrys liebste Hütten“ vergleichen, immer dann, wenn sie überrascht sind, dass Harry Prünster hereinschneit.

Vom deutschen "Bares"-Moderator Horst Lichter wurde immerhin der Zwirbelbart herübergerettet und so bekommt Gabalier von uns die imaginäre Moderatorenkarte für die Trödelhalle.

Bewegend

Dort stellt sich Frau Maux zunächst einmal vor und berichtet über die Vorgeschichte des zweiteiligen Renaissance-Chorgestühls, das sie verkaufen möchte. Es stamme aus der Sammlung ihres Schwiegervaters und habe die Wohnung, die sie und ihr Mann früher bewohnten, geschmückt. Ihr Mann, Schauspieler Manfred Schmid, habe einige Zeit als Mönch in einem Kloster verbracht.

„Diese monastische Phase hatte er bevor oder nachdem Sie zusammen waren?“ fragt Gabalier. Er kennt sich zwar nachweislich am Tanzparkett gut aus, seinen Elmayer hat er aber offenbar nicht bis zum Ende gelernt.

Der Antiquitäten-Experte neben ihm zeigt sich „sprachlos“, aber nicht ob des Fauxpas oder wegen Maux‘ Lebensgeschichte, sondern aufgrund der beiden sakralen Nussholzmöbel, die er schließlich auf 4.000 Euro taxieren wird.

Er führt den raffinierten Klappmechanismus vor, der es den Mönchen erlaubt, auch im Stehen zu sitzen.

„Steht dir gut, lieber Erich“, sagt Gabalier.

„Aber ich geh‘ nicht ins Kloster“, antwortet der Experte trocken.

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Experte Erich Tromayer erklärt Inge Maux die Besonderheiten ihrer Artefakte

Was sie denn mit dem möglichen Erlös des edlen Mobiliars tun wolle, fragt Gabalier Frau Maux.

Sie wolle ihrem Mann, der mittlerweile auf 24-Stunden-Pflege angewiesen ist, einen gemeinsame Luxus-Wellnessurlaub ermöglichen.

„Also es sich noch ein Mal gut gehen lassen“, sagt Gabalier.

Frau Maux muss sich kurz abwenden, es ist kein einfacher Moment. Sie entschuldigt sich für ein paar Tränen, Gabalier, jetzt auch bewegt: „Kein Problem.“

„Bewegend“, wie auch der Antiquitäten-Experte es einschätzt.

Inge Maux wird getröstet und verfügt sich, mit der Händlerkarte ausgestattet, zur Auktion.

Tauberln und Hasen

Wesentlich unbeschwerter verlief dann das Geplauder mit dem nächsten Verkäufer. Mario, ein Zauberer, will ein Modellauto eines 1974er-Formel-1-Ferrari, handsigniert von Niki Lauda, versilbern.

Der Kärntner sagt, er stehe mit Assistentinnen auf der großen Bühne, „die schweben und verschwinden während das ganzen Programms“.

Gabalier: „So mit Tauberln und allem Drum und Dran?“

Zauberer: „Das ist mittlerweile nicht mehr so modern … mit modernen Tauben, sag’ma so.“ Er grinst.

Gabalier, ebenfalls grinsend: „Also eher Has’n, oder was?“

Zauberer: „In Form von hübschen Mädchen, kann man sagen …“

Gabalier: „Das wird ja immer besser!“

So richtig modern ist dieser Dialog allerdings auch nicht.

Zernudelter Zwanziger

Jetzt muss noch ein Zaubertrick sein.

"Passend zu meinem Gilet" hat Gabalier einen „zernudelten Zwanziger“ in der Tasche.

Kurze Zeit später schwebt der Geldschein, wie am unsichtbaren Faden gezogen, in die Sakkotasche des Illusionisten.

Die Expertenschätzung ist weniger desillusionierend als der simple Trick: Der „flotte Flitzer“ - gemeint ist das Modellauto - werde schon seine 200 bis 250 Euro einbringen.

Schmusen im Kirchengestühl

Die quirlige Frau Maux hat sich inzwischen wieder erholt und berichtet den Händlern, dass ihre Kirchenmöbel bei - offenbar recht profanen - Partys schon viel erlebt habe. „Einmal hab ich sogar einen Regisseur erwischt, wie er mit einer Kollegin im Chorgestühl geschmust hat.“

Die Händler zeigen sich dann ziemlich begeistert von den beiden guten Stücken und lizitieren einander ordentlich hinauf. Wobei bemerkt werden muss: Beim deutschen Show-Original wird weniger Effekthascherei betrieben und das Erstgebot meistens schon entsprechend höher angesetzt.

Dem nicht genug, legt dann bei der anschließenden Modellauto-Auktion einer der Händler sogar einen Fünfziger extra auf sein Letztgebot drauf, nur um den Schwebenden-Geldschein-Trick des Zauberers zu sehen.

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Zauberer Mario führt seinen Trick vor

Das schöne Mürztal

Aber gut, der Österreich-Ableger von "Bares und Rares" ist noch jung und wild.

Das gilt vor allem für Willi Gabalier, der offenbar zeigen möchte, dass er tatsächlich der Bruder von Andreas Gabalier ist.

Eine weitere Verkäuferin gesetzteren Alters fragt der Steirer, wo sie denn herkomme.

Verkäuferin: "Aus dem Mürztal."

Das liegt in der Steiermark.

Gabalier: "Aus'm Mürztal. Da hab' ich schon mal g'schmust."

"Aber ned mit mir."

"Na ... wahrscheinlich ned."

Moderner werden die Dialoge nicht mehr.

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Hauptsache, flüssig

Ein Kärntner, der keinen silbernen Schuhlöffel, sondern ein silbernes Döschen verkaufen möchte, berichtet wiederum von seinem Dolce Vita am See.

"Ich tua mit dem Motorboot a bissal fahr'n", sagt er. "Für meine Freunde, die a Hotel hab'n, foa i mit den Gästen a bissal herum."

Gabalier: "Das lasst ma si einreden!"

Kärntner: "Und in meiner Freizeit, die ich sonst noch hab, geh ich gern Golf spielen."

Gabalier: "Deshalb auch das Polo-Leiberl."

Er schwingt sich auf zu einem Lob der Seen Österreichs. Ob die Frau Schmuckexpertin "auch eine Wassernixe" sei?

"Auf jeden Fall!", sagt die Schmuckexpertin. "Ob Süß- oder Salzwasser ..."

 "...Hauptsache, flüssig", sagt Herr Gabalier.

 

LINK: Die Sendung zum Nachschauen auf servustv.com

 

 

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