Thomas Brezina: Überhöhte Kosten für ORF-Kinderprogramm?
Der Standard vermutet überhöhte Preise beim ORF-Kinderprogramm durch die Produktionsfirma Tower10 KidsTV von Thomas Brezina. Ein Bericht stützt sich dabei auf Kalkulationsentwürfe für ORF-Auftragsproduktionen aus den Jahren 2014 bis 2017, die der Zeitung zusammen mit Verträgen, Auswertungen von Kostenbeständen etc. zugespielt wurden. Die Firma produziert Kinder- und Vorschul-Formate wie den „ABC Bär" auch für den internationalen TV-Markt.
Kern der Spekulationen ist eine in den Kalkulationen für Kinderformate enthaltene Spalte namens „Schmalz“ mit vermuteten Aufschlägen im Ausmaß von drei bis 90 Prozent. „Bei einer gesamten Auftragssumme von rund vier Millionen Euro für das Jahr 2017 sind das je nach Planungsstand mehr als acht Prozent der ORF-Gelder, die in der internen Kalkulation unter einer Bezeichnung eingeordnet wurden, die nichts über die konkrete Verwendung der Mittel aussagt“, schreibt der Standard.
Mehrfach geprüft
Der ORF erklärt in einer Stellungnahme, man habe weder von der Datei „Planspiel“ noch von der darin enthaltenen Spalte „Schmalz“ Kenntnis. Laut Tower10 handelte es sich dabei „lediglich um Gedankenspiele und Annahmen des damaligen Geschäftsführers“. „Weder 'Planspiel' noch 'Schmalz' stellen demnach eine inhaltliche Aussagekraft dar“, hält der ORF fest. „Generell ist erneut festzuhalten, dass der ORF die Produktionskalkulation gewissenhaft und mehrmals geprüft hat.“ Und er unterstreicht: „Die Positionen der einzelnen Formatkalkulationen, die Allgemeinkosten sowie die verrechneten Handlungsunkosten und der Gewinn waren nachvollziehbar.“ Das liegt deshalb auch nahe, weil Verträge in dieser Höhe vom Generaldirektor selbst unterzeichnet und nicht bloß genehmigt werden.
Branchenkenner vermuten deshalb, dass es sich dabei um Kalkulationen in einer frühen Phase und noch deutlich vor Vertragsfixierung handelt. Zu einem solchen Zeitpunkt einer Projektphase seien Kosten-Positionen vielfach noch offen. Dafür spreche, dass die beschriebenen Aufschläge nicht linear sind wie bei einer Gewinnmarge. Nach KURIER-Recherchen liegen die Programmkosten für den ORF tatsächlich sogar unterhalb der Summe vor dem „Schmalz“-Aufschlag.
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