Showtrio als Trostpflaster für ESC-Finale, Österreich Vorletzter

Sänger Josh. auf dem Oktoberfest
Österreich landete mit Josh beim "Free ESC" in ProSieben am vorletzten Platz und musste sich Spanien geschlagen geben - Rotterdam soll auch 2021 den Eurovision Song Contest ausrichten

Ein flotter Dreier statt des Song-Contest-Knallers: Mit gleich drei Ersatzshows hat sich ESC-Europa Samstagabend über den Umstand hinweggetröstet, dass das große Finale des Eurovision Song Contests am gleichen Tag coronabedingt entfallen musste. The Results: Rotterdam erhält 2021 erneut die Chance auf die Ausrichtung des ESC. Und Österreich landet beim "Free ESC" auf ProSieben am vorletzten Platz.

Bei der aus Köln live übertragenen und von Conchita komoderierten Show holte sich Nico Santos für Spanien mit "Like I Love You" die Trophäe. Der Wiener Josh konnte sich mit "Wo bist du?" - flotter Singer-Songer-Writer-Pop, der im Refrain frappant an "Nur ein Wort" der Gruppe Wir sind Helden erinnert - hingegen nicht im 16-köpfigen Tournament durchsetzen und errang nur Platz 15. "Ich sehe es gar nicht so als Wettbewerb. Es ist in Coronazeiten ein Abend, den ich genießen kann", hatte der 33-Jährige bereits im Vorfeld in einer Videobotschaft an Puls 24 tief gestapelt.

In Österreich, Deutschland und der Schweiz entschied das Publikum mittels Voting über den Sieger. Die übrigen Ländern wurden durch Prominente repräsentiert, die als jeweilige Solojury fungierten. So vergab Michelle Hunziker für Italien die Punkte, Lukas Podolski für Polen und ESC-Vorjahressieger Duncan Laurence für die Niederlande.

Zur Auswahl standen dabei durchaus einige Stars, wie Gil Ofarim mit "Alles auf Hoffnung" für Israel oder als Überraschungsteilnehmer für Deutschland Helge Schneider mit "Forever at home". Auch Ilse DeLange versuchte erneut ihr Glück für die Niederlande - bekannt als Conchitas einstige Konkurrentin vom Duo Common Linnets vom ESC-Kopenhagen 2014. Wie damals landete die Sängerin auf Platz 2.

Josh war dabei nicht der einzige Österreicher auf der Free-ESC-Bühne, führte doch Conchita gemeinsam mit Steven Gätjen - sorgsam getrennt durch eine Glaswand - durch den Abend. Zum Auftakt durfte die Gewinnerin des offiziellen Eurovision Song Contests 2014 ein Medley aus den ESC-Hits "Waterloo", "Like a Sattelite" und ihrem eigenen "Rise Like a Phoenix" zum Besten geben - unterstützt von den Heavytones, der einstigen Studioband von Stefan Raab.

Schließlich war das einstige kreative Mastermind von ProSieben auch der kreative Kopf hinter dem Free ESC. Da wurden die alten "TV Total"-Zeiten wieder lebendig, was nicht nur an der alten Raab-Band, einem Ikognitoauftritt des Raab-Spezis Max Mutzke als "Astronaut", sondern auch der bekannten "TV Total"-Einspielerstimme lag. Stefan Raab, der sich 2015 vom Bildschirm zurückgezogen hatte, war zwar entgegen mancher Hoffnungen nicht live zu erleben - aber immerhin via Einspieler verkleidet als Nicole mit "Ein bisschen Frieden" samt Fußprothese. Stimmungsmäßig durch das virenbedingt fehlende Livepublikum gebremst, gelang ProSieben dennoch ein kleines ESC-Imitat, das Vorfreude auf nächstes Jahr machte.

Ein sehr langatmiges Durcheinander wurde hingegen die offizielle, parallel ausgestrahlte Song-Contest-Ersatzshow der European Broadcasting Union (EBU): Aus dem niederländischen Hilversum gesendet, führten die drei Präsentatoren Chantal Janzen, Edsilia Rombley und Jan Smit durch ein knapp zweistündiges Aufgebot aus kurzen Zuspielern, Aufnahmen leer gefegter europäischer Metropolen und Durchhaltebotschaften der diesjährigen Teilnehmer, für die die große Bühne in Rotterdam wegen Corona in weite Ferne gerückt war.

Die Songs des heurigen Jahrgangs, darunter auch "Alive" von Österreichs Kandidat Vincent Bueno, waren allerdings nur in kleinen Häppchen vertreten, hätten 41 Lieder wohl auch das Format gesprengt. Stattdessen kamen auch etliche vergangene Gewinner wie Conchita, Mans Zelmerlöw oder Netta zu Wort und sangen teils neue wie alte Lieder. Als großen Höhepunkt der "Europe Shine A Light" betitelten Show, die im ORF von Andi Knoll in bewährter Weise kommentiert wurde, versuchten sich alle diesjährigen Teilnehmer am 1997er-Siegertitel "Love Shine A Light". Und zu guter Letzt wurde bekanntgegeben, dass Rotterdam 2021 erneut die Chance bekommen wird, den Eurovision Song Contest auszurichten.

Ein äußerst fruchtbarer Boden war unterdessen die Hamburger Elbphilharmonie für die Band The Roop: Das Trio aus Litauen konnte sich bei der in der ARD gezeigten Ersatzshow "Das deutsche Finale" mit seinem minimalistischen, aber sehr eingängigen Popsong "On Fire" durchsetzen. Am Ende gab es von der Fachjury und dem Publikum insgesamt 22 Punkte, womit man vor Island (Dadi og Gagnamagnid mit "Think About Things") und Russland (Little Big mit "Uno") landete. Insgesamt waren bei der von Barbara Schöneberger moderierten Show zehn Nationen angetreten.

Drei davon - neben The Roop auch die für Dänemark startenden Ben und Tan sowie die isländischen Kandidaten - waren sogar live aufgetreten und gaben ihre Tracks zum Besten. Eine musikalische Einlage ließ sich naturgemäß auch Schöneberger nicht nehmen, die eingangs ein Medley vergangener ESC-Hits trällerte, allerdings mit verändertem Text. So gab es einen Seitenhieb auf den "Free ESC" ("Raab ist standing small, wir sind das Original"), bevor auch Conchitas "Rise Like A Phoenix" zu Ehren kam. Eine Song-Contest-Show ohne die bärtige Diva ist eben einfach undenkbar.

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