Polit-Thriller "Das Attentat": Ein Land im Griff der Korruption

Recherchiert nach dem Mord am serbischen Premier: Journalistin Danica (Milica Gojković) in der Serie "Das Attentat".
Die blaue Handwerkermontur, die dem jungen Uroš gereicht wird, riecht nach Parfum. Mit dem Outfit soll er aber nicht auf einer Baustelle aufschlagen, sondern sich für einen folgenschweren Auftrag tarnen: Der serbische Ministerpräsident wird erschossen.
Die Serie „Das Attentat – Geheimoperation Belgrad“, die ab Donnerstag (21.40 Uhr) auf Arte zu sehen ist, erzählt vom Attentat auf Zoran Ðinđić im Jahr 2003, von den Folgen für Serbien und vom Versuch des Landes, sich aus dem festen Griff der Korruption und des organisierten Verbrechens zu befreien.

Dragan Mićanović als Zoran Đinđić
Geschildert wird die Handlung aus der Sicht unterschiedlicher Personen. Da ist Uroš (Lazar Tasić), ein Kleinkrimineller ohne Perspektive, dessen Vater seit dem Krieg verschollen ist. Er fühlt sich vom Staat im Stich gelassen und lässt sich mit skrupellosen Typen ein.
Die engagierte Journalistin Danica (Milica Gojković) versucht, sich in ihrer Redaktion einen Namen zu machen und gleichzeitig ihrer Mutter zu imponieren, die selbst Journalistin war. Dabei schießt sie mitunter übers Ziel hinaus.
Polizist Boris (Ljubomir Bandović) wiederum muss sich um seinen schwer kranken Schwiegervater kümmern, während er gegen jene Clans ermittelt, die überall im Land ihre Finger im Spiel zu haben scheinen.

Uroš (Lazar Tasić) arbeitet für einen gefährlichen Clan.
Düstere Bilder
Wer nicht ganz fit in Sachen serbische Politik ist, bekommt zu Beginn jeder Folge einen kurzen Überblick: Ðinđić versuchte nach dem Ende des Regimes von Slobodan Milošević die Korruption im Land bekämpfen, ließ Letzteren an das Internationale Kriegstribunal in Den Haag ausliefern, schlug einen proeuropäischen Kurs ein.
Mit düsteren Bildern und bedrückender Atmosphäre beleuchtet „Das Attentat“ einen Staat, der nicht von seiner dunklen Vergangenheit loszukommen scheint.
Geschaffen wurde die achtteilige Thriller-Serie von Goran Stanković und Vladimir Tagić. Die Handlung basiert auf intensiver Recherche, ist jedoch fiktionalisiert. Das Attentat habe das Land verändert, „man konnte die Auswirkungen in der gesamten Region spüren“, wie Stanković in einem Interview mit Variety erklärte. Es sei entmutigend, zu erkennen, „in welchem Ausmaß die Gesellschaft korrumpiert war und wie die Dinge gehandhabt wurden. Aber wir wollen trotzdem etwas Hoffnung geben, anstatt pessimistisch zu sein, wohin die Welt sich entwickelt.“
Die Serie feierte beim Festival Canneséries 2024 Premiere und wurde mit dem Spezialpreis für die beste darstellerische Leistung ausgezeichnet
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