ORF-Unterhaltung: Fünf Bewerber für Chef-Posten

Eigene erfolgreiche Großshow wie "9 Plätze - 9 Schätze" sind selten geworden im ORF
Hearing der Kandidaten findet am Mittwoch statt. Neu-Besetzung durch Ruhestand von Edgar Böhm notwendig.

Es war die ORF-Show mit der stärksten Reichweite des Jahres: Am 26. Oktober verfolgten 915.000 Zuseher die Bundesländer-Show „9 Plätze – 9 Schätze“, was einem Marktanteil von 31 Prozent entspricht. Ein sehr guter Wert, der aber über eines nicht hinwegtäuschen kann: Die ORF-Unterhaltung, deren Chef Edgar Böhm mit Jahresende in den Ruhestand wechselt, steht vor ziemlichen Herausforderungen.

Am Mittwoch werden dazu mit einem Hearing vor Assessoren die personellen Weichen gestellt: In der überschaubaren, aber bunten Auswahl an Bewerbern findet sich sowohl welche aus dem ORF als auch von außerhalb: Aus der ORF2-Programm-Entwicklung ist als einzige Frau Doroteja Gradištanac, vormals Rošcic, mit dabei. Auch der frühere Salzburger Landesdirektor, Ex-„Daytime“-Chef und Erfinder von „Zauberhafte Weihnacht im Land der „Stillen Nacht“, Roland Brunhofer, wurde zur Bewerbung motiviert. Dazu kommt noch Florian Illich, der Leiter der ORF-Musikshows.

Von außerhalb des Öffentlich-Rechtlichen beworben haben sich der langjährige ATV-Geschäftsführer Martin Gastinger, dessen Programmschöpfungen fürs Privat-TV – „Teenager werden Mütter“, „So denkt Österreich“ – auch jenseits der Grenzen Erfolge haben. Ein Überraschungskandidat ist zudem Clemens Haipl, seines Zeichens Kabarettist, Schauspieler, Produzent und „Projekt X“-Legende.

Ein zweites Hearing vor den Mitarbeitern findet kommende Woche statt.

Auf die künftige Chefin oder den Chef kommt jedenfalls eine Menge Arbeit zu: Aufgrund der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens gibt es kaum eigene große Shows mehr, sondern man setzt auf Co-Produktionen mit den deutschen Öffentlich-Rechtlichen. Eigene Show-Versuche wie „Meine Mama kocht besser als deine“ gingen zuletzt daneben. Dazu kommt, dass die ORF-Sender zwar gemeinsam segeln, aber jeweils ihre eigenes Zielgruppen-Profil entwickeln sollen - auch über Unterhaltungsformate, mit denen insbesondere eine jüngere Zielgruppe zu binden ist. Aus dieser Situation heraus wird in den Gängen des ORF-Zentrums auch darüber spekuliert, dass die Unterhaltungsabteilung geteilt und den jeweiligen Sendern zugeordnet wird.

Wann die Entscheidungen von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz gefällt werden, ist noch offen. ORF-intern wird mit einem Zeitpunkt nach der letzten Stiftungsratssitzung am 13. Dezember gerechnet.

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