Nach Posting über Israel: ORF prüft Konsequenzen für Mitarbeiter

Kultur und Spardruck: ORF in der Kritik – Künstler schlagen Alarm
Der Kommentar des "Am Schauplatz"-Redakteurs wurde mittlerweile offline genommen.

Das Posting eines ORF-Mitarbeiters hat für heftige Kritik auf Social Media gesorgt: Ein Redakteur, der für die Sendung "Am Schauplatz" arbeitet, hatte mit Bezug auf Israel kommentiert: "wenn ich 2000 Jahre lang Opfer bin, dann sollte ich mir langsam überlegen, woran das wohl liegen mag." 

Auf KURIER-Anfrage teilte der ORF mit: "Der ORF verurteilt den Inhalt des Posting als völlig inakzeptabel. Eine Überprüfung möglicher dienstrechtlicher Konsequenzen wurde bereits eingeleitet. Das Posting wurde in der Zwischenzeit gelöscht." ORF-General Roland Weißmann postete das Statement auch selbst auf X.

ORF-Mitarbeiter "in besonderer Verantwortung"

In den Guidelines für ORF-Mitarbeiter ist festgehalten, dass Äußerungen in sozialen Medien den Werten des Öffentlich-Rechtlichen (Objektivität, Unparteilichkeit, Unabhängigkeit) zu folgen haben. "Selbst bei ausgewiesener privater Nutzung können Mitarbeitende als Repräsentant:innen des ORF wahrgenommen werden. Da sie mit ihrem Verhalten nicht nur ihre eigene, sondern auch die Reputation und Glaubwürdigkeit des ORF beeinflussen können, stehen sie in einer besonderen Verantwortung", heißt es im Ethikkodex des ORF.

Dieser wurde im Vorjahr veröffentlicht und gilt als Dienstanweisung. "Ein Zuwiderhandeln gegen die Bestimmungen des Ethikkodex kann arbeits-, zivil- und möglicherweise auch strafrechtliche Folgen haben bzw. zur Nichtverlängerung von vertraglichen Beziehungen führen."

"Aussage überschreitet rote Linie"

Kritik an dem Posting des ORF-Redakteurs kam am Dienstag von der Israelitischen Kultusgemeinde für Salzburg, Steiermark und Kärnten: "Diese Aussage überschreitet eine rote Linie“, wird Präsident Elie Rosen in einer Aussendung zitiert. "Wer so spricht, betreibt klassische antisemitische Täter-Opfer-Umkehr: Er deutet die Verfolgung der Juden als eine Art selbstverschuldete Geschichte. Damit werden die Opfer verhöhnt und der Antisemitismus legitimiert." 

Mittlerweile vergehe "kein Tag ohne antisemitische Vorkommnisse – auch in Österreich. Das ist ein Alarmzeichen, das wir nicht ignorieren dürfen."

Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), bezeichnete die Verurteilung als "wichtig", es brauche aber mehr: "Es muss sichergestellt werden, dass im ORF journalistisch tätige Mitarbeiter redlich, objektiv handeln und keine antisemitische Stereotype verbreiten", betonte er via Aussendung.

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