Neuer ORF-Player soll Social-Media-Funktion beinhalten

So könnte der Bereich Topos im ORF-Player aussehen.
Die Streaming-Plattform soll noch heuer in Betrieb gehen. Eigene Bereiche für Kinder, Kultur und Sport geplant.

Erst vor wenigen Wochen wurde die ORF-TVthek erneuert. Nächstes Ziel ist der Start des ORF-Players, der neuen Streaming-Plattform des Öffentlich-Rechtlichen, die sich derzeit in Planung befindet.

Ein Teil davon soll etwa ein Social Program Guide sein: eine soziale Plattform. "Ein Gutteil der Debatten in sozialen Medien haben mit dem Fernsehprogramm zu tun", erklärte Franz Manola, Leiter des ORF-Plattformmanagements, am Mittwoch. Und diese Debatten sollen auch im ORF-Player stattfinden. Publikum und Sendungsmacher sollen sich im Forum treffen und austauschen können.

Damit werde eine Ermahnung aus der von der Beraterfirma FehrAdvice für den ORF angefertigten Studie aufgegriffen, wonach der Öffentlich-Rechtliche zu wenig mit seinem Publikum in einem Dialog sei.

Eigene Bereiche für Kinder, Sport und Kultur und ein Platz für die Kreativszene sind weitere Punkte, die für den ORF-Player geplant sind (eine detailliertere Beschreibung finden Sie weiter unten). Um diese und andere Vorhaben sinnvoll umsetzen zu können, bedürfe es jedoch Gesetzesänderungen, so Generaldirektor Alexander Wrabetz.

Aufhebung der Sieben-Tage-Regelung

Da gehe es etwa um die derzeitige Sieben-Tage-Regelung. Die schreibt vor, dass Inhalte nach Ablauf von sieben Tagen von der TVthek wieder verschwinden müssen. Es sei ein "No-Brainer", dass das "nicht zeitgemäß" sei und "abgeschafft" gehöre. Auch eine Frist von 30 Tagen (wie derzeit in Deutschland) halte Wrabetz nicht für sinnvoll.

Nicht erlaubt ist derzeit auch das Abspielen von Inhalten, die zuvor noch nicht im linearen Fernsehen gelaufen sind. Würde man Paragraf 4 im ORF-Gesetz erweitern, sodass die neue Plattform wie ein Sender bespielt werden dürfe, könne man das ändern, so Wrabetz. Dann könnte man auch "Online only" produzieren.

Wie Gesetzgeber berühmt werden

Auf entsprechende Änderungen könnten Gesetzgeber "in Jahrzehnten zurückblicken", sagt Wrabetz in Richtung Politik, die gerade an einem neuen ORF-Gesetz arbeitet: "Kein Gesetzgeber wird berühmt werden, weil er einen Dreier-, Fünfer- oder Zehner-Vorstand gemacht hat".

Wegfall der Sieben-Tage-Regelung

Die TVthek leide derzeit unter den aktuellen Beschränkungen, sodass bei ORFeins etwa nur 12 % des Programms gezeigt werden können, so Manola. Man wolle aber 100 % zeigen wie etwa das ZDF oder andere Mediatheken. Dafür brauche es aber einen Wegfall der Sieben-Tage-Regelung.

Unter anderem soll sogenanntes "Seamless Multiplatform-Viewing" ermöglicht werden, also dass man etwa am Tablet anfangen kann, sich etwas anzusehen, und das dann auf dem Smartphone fortsetzen kann. Auch das bei zahlreichen Streaming-Diensten bereits verbreitete Offline-Viewing ist geplant, zudem soll "24/7-Streaming" Teil des Angebots sein.

Verschiedene Themen-Bündel

Die Angebote sollen in verschiedenen themenbezogenen Screens gebündelt werden: (Rand-)Sportarten sollen auf dem Sportscreen des Players vertreten sein, außerdem soll es mit dem Kidscreen einen eigenen Bereich für Kinder geben, wo diese auch dann altersgemäße Inhalte konsumieren können, wenn im Fernsehen gerade kein entsprechende Programm läuft.

Neuer ORF-Player soll Social-Media-Funktion beinhalten

So könnte der Kidscreen des ORF-Players aussehen.

Mit Topos soll ein Angebot für Programme aus den Bereichen Wissenschaft, Kultur und Religion geschaffen werden. Der Audio-Bereich, der sich durch den Podcast-Trend gerade im Umbruch befindet, soll im Player auch entsprechend abgedeckt sein. Hier sollen sowohl fürs Radio produzierte Inhalte abrufbar sein als auch Sendungen, die dezidiert als Podcast konzipiert sind.

"Angebot an die Kreativszene"

Der sogenannte Open Space, derzeit eindeutig außerhalb der rechtlichen Möglichkeiten, soll ein "Angebot an die Kreativszene" sein. Hier sollen sich sowohl ORF-Mitarbeiter als auch Produzenten von außen, aber auch YouTuber ausprobieren und pilotieren können. Wenn es gut gemacht sei, könne sich Manola auch vorstellen, dass ein Influencer seine Surfboard-Tests hochlädt. Der Bereich solle aber auf jeden Fall kuratiert sein.

Gemeinsamer Log-in für österreichische Medien

Ein weiterer geplanter Punkt ist der gemeinsame Log-in für österreichische Anbieter. Damit solle man sich mit nur einem Benutzernamen bei den Seiten verschiedener österreichischer Medienanbieter, aber auch bei Banken anmelden können. Über den Log-in sollen sich User auch als GIS-Zahler verifizieren können - die Nutzung des Angebots soll an die Entrichtung der Gebühr gekoppelt sein.

Der Log-in ist auch im Zusammenhang mit der geplanten gemeinsamen österreichischen Werbeplattform von Relevanz: Denn so könne man Werbung auf die User zuschneiden.

Schrittweise Umsetzung ab heuer

Umgesetzt werden sollen die Pläne für den ORF-Player in mehreren Schritten - auch abhängig von den derzeitigen rechtlichen Möglichkeiten: Im Laufe des heurigen Jahres sollen etwa das Sport-Angebot und der Social Program Guide realisiert werden, so Wrabetz.

Neuer ORF-Player soll Social-Media-Funktion beinhalten

So könnte der Social Program Guide im ORF-Player aussehen.

Vorhaben, die erst einer Prüfung durch die Medienbehörde KommAustria bedürfen und voraussichtlich im nächsten Jahr auf Schiene gebracht werden können, seien etwa der Kidscreen und Teile des Audio-Angebots (dass Radiosendungen als Podcast zur Verfügung gestellt werden können, sei bereits jetzt möglich, gezielt für das Format Podcast zu produzieren, noch nicht).

Andere Dinge bräuchten eine Gesetzesänderung. Man sei aber optimistisch und arbeite weiter an den entsprechenden Produkten, so Manola.

Kosten "im einstelligen Millionen-Bereich"

In weiterer Folge sollen auch Private den Player bespielen können, so Wrabetz. Bei den Grundinvestitionen bewege man sich derzeit im einstelligen Millionen-Bereich. Wie weit es nach oben gehe, hänge von den weiteren Plänen ab: Es werde hier auch ein Umdenken bei Investitionsströmungen im ORF geben müssen, so Wrabetz.

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