Bis 2018 liefen drei Staffeln von Marvels „Daredevil“ auf Netflix. Nun wird die Superhelden-Story mit dem Zusatz „Born Again“ auf Disney+ wieder hochgefahren. Macher und Hauptdarsteller über Staffel 4.
Justitia ist bekanntlich blind – und in der Marvel-Comicreihe „Daredevil“ (1964) wird die Gerechtigkeit von einem Mann ohne Augenlicht verkörpert. Matt Murdock ist ein in New York praktizierender Rechtsanwalt. Seit einem radioaktiven Unfall im Kindesalter ist er blind. Doch die übermenschliche Schärfung seiner anderen Sinne erlaubt es ihm, sich mit gefährlichsten Schurken zu messen. Nachts wird er zum Superhelden Daredevil.
Dem Rächer mit der Teufelsmaske widmete Netflix ab 2015 drei Staffeln der Kultserie „Daredevil“, bevor sie 2018 überraschend abgesetzt wurde. 2022 sind die Rechte an Marvelfiguren zu Disney zurückgewandert und somit ist die Serie auch auf dessen Streamingdienst Disney+ zu bewundern. Im selben Jahr entschloss man sich zur Fortführung als „Daredevil: Born Again“ – mit zentralen Darstellern des Originals, darunter Charlie Cox als Daredevil und Vincent d’Onofrio als Hauptbösewicht Wilson Fisk. Auch Deborah Ann Woll als Daredevils Kanzleigefährtin Karen Page ist wieder dabei.
Nach sechs abgedrehten Folgen und mitten im Hollywood-Streik 2023 erfolgte erneut eine überraschende Wende. Die ursprünglichen Macher wurden gefeuert und Dario Scardapane als neuer Showrunner eingesetzt. Seither war unklar, ob dieses Material komplett eingestampft oder nur überarbeitet wurde.
Marvel-Manager Brad Winderbaum, verantwortlich für TV und Streaming, sagt im Gespräch mit dem KURIER: „Die ursprünglichen sechs Folgen wurden nicht verschrottet. Der einzige Grund, warum wir diesen Schwenk machen konnten, war, dass diese Folgen so stark waren. Wir haben sie aber auf den Prüfstand gestellt, und zwar ziemlich streng, vor allem wegen der Liebe zu Charlie und Vincent. Bei Marvel hatte man das Gefühl, dass wir es nicht weit genug getrieben haben. Ich war ein Fan dieser Originalserie und wusste, dass wir sie weiter vorantreiben mussten, sowohl aus Sicht der Charaktere als auch aus Sicht der gesamten Erzählung.“
Scardapane sei es gelungen, „diese größere, übergreifende Handlung zu erschaffen, und er hat neue Szenen eingebaut, um ein erstaunliches Gesamtbild zu kreieren.“
Entstanden sind vorerst neun Folgen, die ab 5. März – in wöchentlichen Tranchen – zu sehen sind. Eine fünfte Staffel ist bereits in Planung. Der Name der Serie bezieht sich auf die Graphic Novel „Born Again“ (1986) von Frank Miller und David Mazzucchelli, die Handlung wurde jedoch nicht direkt übernommen. Die Story beginnt mit einem heftigen Schlagabtausch mit dem Superschurken Bullseye (Wilson Bethel) im Stadtteil Hell’s Kitchen. Dabei kommt es zu einem schlimmen Verlust. Überdies gelingt es Gangsterboss Frisk alias „Kingpin“, die Wahl zum Bürgermeister von New York zu gewinnen. Da dieser gleich einmal in Trump-Manier verkündet, daran zu gehen, die Stadt von ihren maskierten Rächern – auch „die im Spinnenkostüm“ – zu befreien, geraten er und Murdock unweigerlich auf Kollisionskurs.
Wieder einmal wird eine Marvel-Figur also zum Politiker. Winderbaum dazu: „Stan Lee nannte Marvel ein Spiegelbild der Welt vor unserem Fenster. Ich denke, dass Storys über Politik schon immer ein Teil von Marvel waren. Schon bei den Comics, aber auch, wenn Sie sich Filme wie ,Captain America‘ ansehen oder den ersten ,Black Panther‘-Film und sogar ,Thor: Ragnarok‘, den ich produziert habe – Politik ist einfach ein Teil unserer Welt.“
Trauma: "Ein Pflaster, das langsam abgerissen wird"
Bei einer virtuellen Pressekonferenz erzählte Hauptdarsteller Cox, wie sich Matt Murdock im Vergleich zur Netflix-Serie verändert habe. Schon früh in „Daredevil: Born Again“ habe „Matt ein Trauma erlitten, das bedeutet, dass er seine Identität überdenken muss. Das ist tiefgreifender als jene Identität, die wir zuvor gesehen haben“, sagt Cox. Er vergleicht es mit einem „Pflaster, das langsam und schmerzhaft abgerissen werden muss“.
Auch Gegenspieler Fisk habe – nach seinen Marvel-typischen Auftritten in anderen Serien wie „Hawkeye“ und „Echo“ – viel durchgemacht und befinde sich nun „auf einer Mission“, meint Darsteller D’Onofrio. „Er ist derselbe Typ wie in der Netflix-Serie, aber er hat einen neuen Plan“. Er wolle „seine Reichweite ausdehnen“, es werde spannend, „wie weit er gehen wird, um Kontrolle zu erlangen“.
Matt Murdock (Charlie Cox) und Wilson FIsk (Vincent d'Onofrio)
Intensives Aufeinandertreffen
In den vergangenen zehn Jahren hätten er und Cox nur fünf oder sechs Szenen gemeinsam gehabt, dieses Aufeinandertreffen der beiden Kontrahenten sei immer „großartig für die Geschichte, weil es immer viel bedeutet, es ist also intensiv.“
Tatsächlich wird der erste Dialog der beiden in einem Lokal bereits zum dicht geschriebenen verbalen Schlagabtausch. Murdock spielt in der Szene darauf an, dass Fisks Adoptivtochter Echo ihm, Fisk, ins Gesicht geschossen habe. Fisk antwortet: „So sind Kinder eben ...“
Laut Cox habe die Freundschaft, die er über die Jahre mit D’Onofrio aufgebaut habe, zu der gemeinsamen Leistung beigetragen. „Offensichtlich sind wir sehr gute Freunde geworden. Und die gute Nachricht ist: Je bessere Freunde wir werden, desto leichter fällt es uns, einander zu hassen.“
Partner in Crime
D’Onofrio fügt hinzu: Ich habe mich in Charlie verliebt. Und je mehr ich ihn liebe, desto mehr liebe ich es, ihn zu hassen.“ Der zentrale Faktor sei Vertrauen. „Ich habe volles Vertrauen in alles, was passiert“, sagt D’Onofrio. „Und das ist vor allem unserem Team und Charlie zu verdanken. Es ist großartig, solche Partner in Crime zu haben.“
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