Netflix-Millionen privat investiert, Serie nie realisiert: Regisseur in Haft

Ein Hollywood-Drehbuchautor und Regisseur wurde am Dienstag festgenommen, weil er Netflix für eine nie ausgestrahlte Sci-Fi-Serie um zumindest 11 Millionen Dollar erleichtert haben soll, berichtet die Nachrichtenagentur AP. Das Geld soll er laut den Vorwürfen der Anklage in Krypto-Investments und luxuriöse Einkäufe gesteckt haben, darunter eine Flotte von Rolls-Royces und einen Ferrari. Insgesamt musste Netflix für die gesamte Produktion 55 Millionen Dollar (50,4 Millionen Euro) abschreiben.
Carl Erik Rinsch, bekannt für den Film „47 Ronin“ mit Keanu Reeves (2013), wird des digitalen Betrugs und der Geldwäsche beschuldigt. Laut den Anklägern sei er hinter einem Plan zur Täuschung des Streaming-Dienstes Netflix gesteckt.
Zunächst hatte Netflix im Jahr 2018 - mitten im allgemeinen Streaming-Boom - rund 44 Millionen Dollar gezahlt, um in die noch nicht vervollständigte Sci-Fi-Serie „White Horse“ (später: "Conquest") einzusteigen. Anschließend flossen demnach weitere 11 Millionen Dollar, um die Produktion abzuschließen. Doch anstatt das Geld in die Fertigstellung zu investieren, soll Rinsch die Summe auf ein persönliches Broker-Konto überwiesen haben. Mit diesen Investments soll etwa die Hälfte des Betrags in zwei Monaten verloren gegangen sein.
Krypto-Investments
Den verbliebenen Rest steckte Rinsch in den Kryptowährungsmarkt, was sich letztlich als lukrativ herausstellte. Die entstandenen Gewinne soll er anschließend auf ein privates Bankkonto überwiesen haben. Laut Anklage gab Rinsch etwa 10 Millionen Dollar für persönliche Ausgaben und Luxusgüter aus, darunter, wie AP auflistet:
- 1,8 Millionen Dollar für Kreditkartenschulden
- 3,8 Millionen Dollar für Möbel und Antiquitäten
- 2,4 Millionen Dollar für fünf Rolls-Royces und einen Ferrari
- 652.000 Dollar in Uhren und Kleidung
- 1 Million Dollar für Anwälte, um mehr Geld von Netflix zu bekommen
Bereits im Jahr 2023 berichtete die New York Times, dass die Produktion von „Conquest“ in Schwierigkeiten gerieten sei und Rinschs Verhalten unberechenbar wurde. Eine Filmgewerkschaft in Brasilien, wo Teile der Serie gedreht wurden, beschwerte sich über Rinschs Verhalten am Set, insbesondere über Anschreien und Beschimpfen von Crewmitgliedern.
Zudem habe Rinsch E-Mails an die am Projekt beteiligten Netflix-Führungskräfte geschickt, in denen er erklärte, er habe eine Möglichkeit, „das aus dem Erdinneren kommende Coronavirus-Signal“ zu lokalisieren. Im Scheidungsverfahren hielten die Anwälte von Rinschs Frau fest, der Regisseur habe behauptet, Flugzeuge seien „organische, intelligente Kräfte“, außerdem könne er Blitzeinschläge und Vulkanausbrüche vorhersagen. Im März 2021 stellte Netflix die Finanzierung von "Conquest" ein, da keine fertigen Folgen eingereicht wurden. In einem Instagram-Post von 2023 schrieb Rinsch: Er habe sich geweigert, auf Fragen zum Artikel der New York Times zu antworten, weil er vorausgesagt hatte, der Artikel werde „darüber sprechen, dass ich irgendwie den Verstand verloren habe … (Achtung, Spoiler!) … Das habe ich nicht.“
Anhörung
Der 47-Jährige wurde nun in West Hollywood, Kalifornien, festgenommen und hatte am Dienstag seine erste Anhörung. In einem Bundesgericht in Los Angeles trat er in Pullover und Jeans auf, mit Handschellen an Händen und Füßen. Er gab keine Erklärung ab, sondern antwortete nur auf Fragen des Richters.
Rinsch wurde später gegen eine Kaution von 100.000 Dollar freigelassen und soll vor Gericht in New York erscheinen, wo die Anklage eingereicht wurde. Ein Gerichtstermin steht noch nicht fest. Netflix wollte sich bisher nicht äußern.
Kommentare