Bis heute ist "Friends" (gedreht 1994 bis 2004) eine der beliebtesten Serien überhaupt. Jener Streaming-Dienst, der gerade die Rechte an der Serie hat, ist gut im Geschäft.
Für Chandler-Darsteller Matthew Perry war es schwierig, sich die Serie anzuschauen – da er bei jeder Staffel benennen konnte, wie unglücklich und süchtig er zu diesem Zeitpunkt gerade war, wie Perry einmal sagte. Der Schauspieler ist als Chandler weltberühmt geworden und hat in dieser grellen Öffentlichkeit mit seiner Alkoholsucht gerungen. "Friends" hat ihm Ruhm und Reichtum gebracht, aber letztlich kein Glück.
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Weltweites Lagerfeuer
In Österreich glaubt man immer noch – auch wegen der eigenartigen ORF1-Diskussion um US-Serienware –, "Friends" als banale Unterhaltung einbuchen zu müssen. Dabei ist die Serie eines der letzten Beispiele dessen, was im Niedergang des regulären Fernsehens bejammert wird: ein weltweites Lagerfeuer, vor dem sich Jung und Alt bis heute versammeln.
Es geht um jene Phase im Leben, in der nichts klappt, wie es im Titelsong – dem mit den vier Klatschern – heißt, in der die Freunde zur Familie werden, durchaus auch in Ermangelung von Work oder Life oder irgendeiner Balance.
Das spricht bis heute viele an, auch wenn die Serie inzwischen so etwas wie eine Bingokarte dessen geworden ist, wie Fernsehen nicht mehr sein soll und kann (streng hetero, weiß, sozial unrealistisch).
Perry hat dieser etwas süßlichen Ausgangslage Pfeffer gegeben. Er selbst hat geschildert, wie er manche inzwischen kultige Pointen aus Eifersucht und Verzweiflung raushaute. Man soll Rolle und Darsteller immer trennen; bei Matthew Perry und Chandler Bing ist das besonders schwierig.
Nach dem Ende der Serie hatte er, wie all seine Serienkollegen außer Jennifer Aniston, wenig Glück mit seinen Nachfolgeprojekten: eine Handvoll Rollen, darunter eine eigene Serie über einen Mann, der den Tod seiner Frau verwinden muss, die bald eingestellt wurde.
Bei der Reunion der "Friends"-Darsteller (2021) saß er schon als körperliches Wrack zwischen den Ex-Kolleginnen und -Kollegen, konnte kaum sprechen und schien größtenteils neben sich zu stehen. Eine Zahnoperation, hieß es danach wenig glaubwürdig. Dieser Auftritt wurde, ebenso wie das wenig glückliche Privatleben Perrys, von der Klatschspaltenindustrie brutal ausgeschlachtet. Auch mit dieser Seite des Ruhms fremdelte Perry bis zuletzt.
Nun wurde der Schauspieler tot in seiner Badewanne aufgefunden, er wurde nur 54 Jahre alt. Auch angesichts dessen, was Perrys Tod auslöst, lässt sich Rolle und Darsteller kaum trennen – und schon gar nicht von den echten Emotionen, die "Friends" bei vielen Menschen hervorruft. Perry ist, und das ist das Faszinosum an der Fernsehunterhaltung, bei Millionen Menschen wirklich als "Friend" eingeordnet. Und er hinterlässt nun ein Gefühl wie beim Tod eines lange aus dem Leben verschwundenen Freundes.
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