Kroatisches Magazin stellt Journalisten öffentlich an den Pranger

Screenshot des Artikels in der Online-Fassung.
Rechtsnationales Blatt kritisiert auch österreichische Journalisten nach Berichten über Bleiburger Gedenktreffen.

Nach kritischer Berichterstattung über das umstrittene Gedenktreffen in Bleiburg werden fünf österreichische und deutsche Journalisten in einem kroatischen Magazin öffentlich an den Pranger gestellt und kritisiert. Wie Reporter ohne Grenzen (ROG) am Donnerstag berichtete, veröffentlichte das rechtsnationale Magazin „Hrvatski Tjednik“ Fotos der betreffenden Journalisten mit Namen und Arbeitgeber.

Einschüchterung von Journalisten sei „immer ein Versuch, unabhängige Berichterstattung verstummen zu lassen. Das ist in einer Demokratie nicht hinnehmbar“, erklärte die Präsidentin von ROG Österreich, Rubina Möhring. Die Organisation werde deshalb auch in einem Schreiben an den kroatischen Botschafter in Wien darauf hinweisen und Protest einlegen. „Wenn Journalisten eingeschüchtert werden sollen, sind wir alle das Ziel“, so Möhring.

Das kroatische Blatt bildete nach Angaben von ROG die fünf Journalisten von Ö1, dem „Standard“, der „Deutschen Welle“, der „Welt“ sowie der „Frankfurter Rundschau“ auf der Titleseite der aktuellen Ausgabe ab und bezeichnete sie als „jungkommunistische Internationale, die das Gedenken in Bleiburg nicht verhindern konnte“.

Offizieller Anlass der Gedenkfeier auf dem Loibacher Feld in Bleiburg (Bezirk Völkermarkt) ist die Ermordung Tausender Ustascha-Soldaten nach der Kapitulation der Nationalsozialisten 1945. Das Gedenken gilt als Treffpunkt von Kroaten, die den faschistischen Vasallenstaat Hitler-Deutschlands im Zweiten Weltkrieg verklären. Rund 40.000 geflüchtete Soldaten, die aufseiten Deutschlands gekämpft hatten, wurden in Bleiburg mit ihren Familienangehörigen von der britischen Besatzungsmacht an die kommunistischen Einheiten Titos ausgeliefert. Tausende verloren in der Folge gewaltsam ihr Leben.

Kroatien befindet sich auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen auf Rang 64 von 180, Österreich auf Rang 16.

Kommentare