Ihm hat es bei "2 Minuten 2 Millionen" gereicht: Wer ist Christian Jäger?
Christian Jäger fühlte sich kürzlich in "2 Minuten 2 Millionen" ganz schön gefrotzelt. Der hemdsärmelige Neueinsteiger im Investorenteam fand es nicht in Ordnung, dass zwei Start-upper ihr "normales Lebensmittelding" (so Jäger) mit 20 Millionen Euro bewerteten. "Ich finde das schon fast ein bisschen frech, dass man so für blöd verkauft wird", sagte Jäger und verließ unmittelbar danach das Studio. Sein Vorwurf: Die beiden Pitcher von "Wunderkern" wollten die Sendung nur als Werbefläche nützen.
Jäger sagt, was Sache ist. Aber er agiert in der Show keineswegs als bärbeißiger Mann fürs Grobe. Als ein älterer Herr gemeinsam mit seiner Tochter ein neuartiges Pumpensystem vorstellt, zeigt er sich emotionalisiert von der Familiengeschichte und zu Tränen gerührt.
Vom Schulabbrecher zum Multi-Unternehmer
Als "Selfmade-Man" und "Vollblutunternehmer" bezeichnet sich der 57-Jährige selbst gern. Mit seiner vielseitigen Unternehmensgruppe Jäger schuf er sich ein Imperium aus rund 20 Unternehmen. Unternehmenssitz der Gruppe ist Seefeld in Tirol, weitere Standorte finden sich in München, Hamburg, Stockelsdorf bei Lübeck, Leipzig und Wien.
In der Schulzeit war dieser Aufstieg nicht unbedingt vorgezeichnet. Jäger, geboren am 19. August 1965, wuchs in Seefeld auf. In der letzten Klasse verließ er seine Schule ohne Abschluss. Nach einigen ziellosen Auslandsreisen holte er in der Abendschule die Matura nach. Ende der 1980er-Jahre ließ er sich dann Geld von seinen Eltern, um nach Ostdeutschland zu gehen. Da seine Familie bereits im Verlagsgeschäft tätig war, betätigte er sich zunächst in dieser Branche und verkaufte Abonnements. Nachdem Mauerfall 1989 ging es dann steil bergauf, wie Jäger selbst erzählt (siehe Interview). Der findige Unternehmer setzte plötzlich auf eine Palette von Limonaden bis Immobilien. Er gründete eine Hotelkette und war auch im Bereich Lotterien aktiv. Prägend wurde dann aber die Ausrichtung auf Sport und Fitness. Jäger managte Boxer wie Manuel Charr oder die Boxerin Christina Hammer. Hierbei kommt ein weiteres Geschäftsfeld Jägers zum Einsatz,. Eigene "elektrische Sportanzüge“, die die Muskeln stimulieren sollen.
"Nur fleißig sein, um Geld zu verdienen"
KURIER: Sie sind neu bei "2 Minuten 2 Millionen" eingestiegen. Wie ging es Ihnen bis jetzt mit in dieser Rolle im Fernsehen?
Christian Jäger: Ich wusste ja nicht, dass ich eines Tages Investor von "2 Minuten 2 Millionen" werde, aber das war ein Format, das ich mir sehr gern angeschaut habe. Auch das Pendant in Deutschland, "Die Höhle der Löwen". Es ist interessant, man lernt sehr viel und deshalb wusste ich schon ein bisschen, was auf mich zukommt.
Haben Sie öfter bei Produkten zugeschlagen?
Ich habe schon zugeschlagen, in Gemeinschaft, aber auch einzeln. Ich stehe ja für Healthcare in jeder Richtung. Den Menschen etwas Gutes zu tun, damit sie richtig fit, schmerzfrei und ein bissl gut aussehend alt werden können. Das ist das, wo ich jetzt hauptsächlich investieren möchte, und da war schon einiges dabei. Und in Gemeinschaft habe ich auch in andere Sachen investiert.
Sehen Sie Healthcare als großes Zukunftsthema?
Absolut. Es gibt immer mehr Menschen auf der Welt, aus den verschiedensten Gründen nehmen aber auch die Gebrechen immer mehr zu. Die Menschen werden immer älter, möchten aber trotzdem in Würde alt sein. Und dazu braucht es sicherlich Unterstützung.
Neue Unternehmen fangen meistens klein an. Wie war es bei Ihnen?
Grundsätzlich komme ich schon aus einem guten Elternhaus. Aber mein Unternehmen habe ich nur mit einem Darlehen meines Vates über 50.000 D-Mark gestartet. Es war ja ganz bezaubernd, wie ich meinen Vater darum gefragt habe. Meine Eltern wollten, dass ich studiere. Ich habe dann verneint und um dieses Geld gefragt. Er hat, ein bisschen aus Spaß, gefragt: Und welche Fabrik kaufst du jetzt damit? Damit konnte ich aber nur ein bisschen Vertrieb aufbauen und ein bisschen Kapital. Und das war's.
Wie ging es dann bergauf?
Mein großes Glück war, dass kurz nach der Firmengründung 1988 die Berliner Mauer fiel und damit ein neuer Markt von 18 Millionen Menschen vor einem lag, wo es vorher nichts gegeben hat. Aber es war Kapital da und man musste eigentlich eigentlich nur fleißig sein, um Geld zu verdienen. Ich bin dann von München nach Ostdeutschland gegangen.
Sie sind der zweite Tiroler in der Investorenrunde, fast wie eine Tiroler Zange ...
Jawohl, wir haben gesagt: Wir flankieren den Rest Österreichs. (lacht)
Wie ist es, wenn bei einer Präsentation auch Emotionen dabei sind und man dann trotzdem Nein sagen muss (Beim Besuch im Studio ist eine Pitcherin während ihrer Präsentation in Tränen ausgebrochen, Anm.)?
Das war gerade vorher eine super ungute Situation. Wenn jemand weint, und ich muss Nein sagen. Das ist nicht genau das, was man sich wünscht, weil da könnte man ja doch rasch als Arsch der Nation dastehen. Aber in der Konsequenz sitzt man da, weil man Investments tätigen soll und dann muss man dieser Linie auch treu bleiben. Alles andere war dann eine Spende, oder man kann etwas Gutes tun, aber das ist nicht das Ziel, warum wir hier sind. Und es gibt auch Leute, die sehr beratungsresistent sind. Es ist ja so, dass wenn keine Beteiligung entsteht, wir ja schon bereit wären, trotzdem zu helfen. Das bieten wir sehr oft an, aber bei manchen hilft es nichts.
Wie kann diese Hilfe aussehen?
Dass man versucht ihnen zu helfen, vielleicht ein bisschen mehr auf den richtigen Weg zu kommen und dass das, was sie da vorgestellt haben, vielleicht ein bisschen korrigiert werden muss. Oder wenn es um etwas geht, das kein Fachgebiet von mir und den Kollegen ist, dass man vermittelt und sagt: Schau, ich sag jemandem, dass es dich gibt. Vielleicht kommt ihr dann im Nachgang zusammen. Und das wird schon relativ oft auch zusätzlich gemacht.
Und dann kommt es zu Deals?
Nicht direkt, man gibt dann halt wirklich gute Kontakte weiter und dann kann es dort zu einer Hilfe kommen. Es nutzt ja nichts, wenn man ein paar hunderttausend Euro investiert, aber sonst überhaupt nichts mitgeben kann. Nur Geld ist viel zu wenig. Da gibt es auch andere Instrumente, Förderungen, vielleicht sogar eine Bank, was zurzeit ein bisschen schwieriger ist. Aber trotzdem: Das reine Geld soll es ja nie sein. Der Investor hat ja viel mehr zu tun. Er muss sich, seine Ideen, seine anderen Firmen, seine anderen Beteiligungen einbringen, das sollte ja eine Symbiose werden.
Haben Sie sich irgendwie noch vorbereiten müssen auf das Fernsehgeschäft?
Ich hätt's gerne getan, aber es war wirklich ein Sprung ins kalte Wasser. Ich hatte null Ahnung, was mich mit dem ganzen Fernsehen drumherum erwartet. Was ich als Investor zu tun habe, weiß ich, aber ich habe, als ich am Montag in Tirol losgefahren, wirklich extrem wenig darüber gewusst, was mich am Dienstag um neun Uhr in der Früh erwartet. Das hat mich ein bisschen beunruhigt. Es wurde dann besser nach dem ersten Tag. (lacht)
Mit den Kollegen haben Sie auch neue Kontakte geknüpft?
Ja, gekannt habe ich eigentlich nur Hans Peter Haselsteiner, der mich auch für „2 Minuten 2 Millionen“ empfohlen hat, dadurch ist es dann überhaupt ins Rollen gekommen.
Konzept
In „2 Minuten 2 Millionen“ (dienstags, 20.15 Uhr auf Puls 4) werben Unternehmensgründer um Investorengeld. Sie stellen ihr Start-up einer Investorenrunde vor und bieten ihnen Geschäftsanteile in Relation zur geschätzten Unternehmensbewertung an. Bisher nahmen
19 verschiedene Investoren teil
Quoten
In der ersten Staffel 2013 lag der Marktanteil bei einem Schnitt von 3,6 Prozent. In neun Staffeln stieg dieser auf 8,9 Prozent. Staffel neun sahen im Schnitt 102.000 Menschen
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