Cattralls Serie heißt „Glamorous“ und ist natürlich nicht beim selben Anbieter, sondern bei Netflix zu sehen. Ätsch! In einem aber ist „Glamorous“ der Konkurrenzserie „And Just Like That“ gediegen ähnlich: Cattrall, die die einst revolutionäre Make-Up-Geschäftsfrau Madolyn spielt, findet sich vor ziemlich genau derselben Herausforderung, mit der auch die Ex-Kolleginnen in der ersten Staffel von „And Just Like That“ kämpften.
Denn die einstigen Vorreiterinnen, die die Wirren des weiblichen Sexlebens für den Mainstream aufbereitet hatten, wurden inzwischen vom merkwürdigen Verhalten geschlechtsreifer Großstädter von heute links und rechts überholt. Und blicken jetzt so mittelmäßig durch.
Weniger kompliziert
Drüben, bei Carrie Bradshaw und Co, sind es die nicht-binären Fragen an die Geschlechtsidentität, die die Frauenrunde vor inhaltliche Hürden stellen. Bei „Glamorous“ ist es weniger kompliziert: Hier wird eine simple, niederschwellig kommunizierte queere Coming-Of-Age-Geschichte erzählt, mit der auch das Hetero-Publikum ohne große Herausforderung mitkann.
Marco, gespielt von Miss Benny, einer Transgender-Darstellerin, lebt als erfolglose Make-Up-Influencerin, bis Madolyn sie aus dem faden Kaufhaus-Job rettet. Marco kriegt zwar nur den Posten als zweiter Assistent Madolyns, muss aber im Alleingang das strauchelnde Make-Up-Unternehmen retten, denn das hat den heutigen Touch verloren und braucht eine Dosis Queerness.
Wer sich hier „na ja“ denkt, liegt richtig: „Glamorous“ ist ein ziemlich schamloser und recht generischer Abklatsch des Themenfelds „Der Teufel trägt Prada“, „Ugly Betty“ oder auch, nun ja, „Sex And The City“, halt mit zeitgemäßem LGBTQIA+-Kontext.
Im Make-up-Unternehmen muss man die Heteros mit der Lupe suchen, was aber nichts macht, da die Beziehungs- und Jobfragen in ihrer Vorhersehbarkeit ohnehin allgemeingültig sind.
So macht Marco erste Schritte auf dem Datingparkett. Und dass das zugleich kompliziert ist, die gewälzten Fragen (ist das jetzt eine Beziehung oder nur Spaß?) aber kaum über den Komplexitätsgrad einer Teenager-Liebelei hinausgehen, überrascht wohl niemanden.
Und dass es in dem Unternehmen Kleinkriege gibt – auch das ist keine Erkenntnis, die den Arbeitnehmer von heute vom Bürosessel schmeißen würde.
Cattrall selbst ist hier wieder Cattrall selbst, und ohne Blasphemie begehen zu wollen, aber viel mehr emotionale Bandbreite als in „Glamorous“ hatte sie in „Sex And The City“ auch nicht. Das Ganze könnte sehr heutig und witzig sein, ist guter Nebenbeikonsumstoff, aber bleibt, über das zurechtgehämmerte Setting hinaus, nur eine Fassade.
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