Der Showrunner Michael Patrick King hat sich die – bisweilen vernichtende – Kritik an der ersten Staffel von „And Just Like That ...“ offensichtlich zu Herzen genommen. 25 Jahre nach der Erstausstrahlung der längst verkulteten „Sex and the City“-Reihe hatte die lang erwartete Nachfolgeserie „And Just Like That ...“ die Fan-Erwartungen vielfach enttäuscht. Zum einen fehlte die schnoddrige Samantha Jones (Kim Cattrall), deren unverblümte Sex-Bemerkungen die Brunch-Treffen der vier Upper-Class-Freundinnen erotisch aufgepeppt hatten. Samantha weilt nach einem Streit in London. Im Finale der zweiten Staffel soll Cattrall einen legendären Cameo-Auftritt haben: Angeblich am Telefon mit Carrie.
An Samanthas Stelle ist ein diverses, vierköpfiges Ensemble von nicht-weißen und non-binären Schauspielenden getreten, das die bislang ausschließlich weiße Ladys-Runde aufmischen soll. In der ersten Staffel gelang das wenig überzeugend: Die Neuzugänge blieben lediglich Stichwortgeberinnen und konnten kein eigenes Profil entwickeln. Zudem starb gleich in der zweiten Folge von „And Just Like That ...“ Carries große Liebe Mr. Big und senkte einen Schatten der Melancholie über die Freundinnengruppe: Jenseits der 50 besteht das Leben nicht mehr nur aus Beauty-Tipps und Sex-Abenteuern. Alter (graue Haare!), erkaltete Liebesbeziehungen und Tod stehen ebenfalls auf der Lebensliste.
In der zweiten Staffel wird nun ein deutlich hellerer Tonfall angeschlagen. Carrie versucht das Ende ihres erstes Witwenjahrs mit dem neuen Liebhaber zu feiern. Die prüde Charlotte will die Rolle der abwesenden Samantha übernommen und fragt frech: „Wie groß ist sein Schwanz?“
Tatsächlich aber ist es Seema, die mit ihrer Unverblümtheit am ehesten in Samathas Fußstapfen tritt und über den Verlust ihrer Birkin-Handtasche trauert, als hätte sie ihre Mutter verloren.
Aber auch die anderen neuen Figuren bekommen diesmal mehr zu tun als noch in der ersten Staffel. Che ist mit Miranda nach Los Angeles gezogen und quält sich dort mit kalifornischen Diäten, während Miranda mit Umweltschützern den Meerestrand aufräumt; Lisa freut sich mit Charlotte darüber, dass sie auf der „MILF“-Liste für „heiße Mütter“ steht, die ein Schüler erstellt hat; Seema feuert ihren Liebhaber und Nya sucht sich einen neuen Mann.
Das Herz der Serie aber schlägt nach wie vor in der Brust von Sarah Jessica Parkers Sex-Journalistin und Lebensberaterin Carrie Bradshaw. Als Carrie eine Werbung über Vaginal-Verjüngung im Radio einsprechen soll, versagt ihr die Stimme. Dafür sind ihre Outfits umso schriller: Den Vogel im wahrsten Sinn des Wortes schießt Carrie bei einem Besuch mit Charlotte in einem noblen Designer-Schuppen ab: Zu einem grauen Overall im Stil eines Kfz-Mechanikers trägt sie einen Kaugummi-Spender(!) in Form einer Holztaube(!!). Schräge Schauwerte finden sich also weiterhin reichlich in der schicken Modewelt von "And Just Like That ...“
Wer sich also bei der ersten Staffel von „And Just Like That ...“ noch genussvoll hat ärgern können, wird nun enttäuscht sein. Die Fortsetzung bietet wohliges Mittelmaß im nostalgischen Kreise alter (und neuer) Bekannter.
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