Von "Tutto Gas" bis zum treuen Austro-Touristen: "Am Schauplatz" widmet sich Lignano

von Georg Krierer
Acht Kilometer Sandstrand, italienisches Flair und gefühlt „sind hier mehr deutschsprachige als im 10. Wiener Gemeindebezirk. Natürlich nicht rassistisch gemeint“, erklärt Gerhard Beck, der dieses Jahr sein 60-jähriges im Touristenort hat.
Lignano. Das klingt für viele wie Jugend, Sonne, Aufbruch. Für andere: wie Lärm, Regeln und 23 Euro für einen Sonnenschirm am Strand. 7000 Menschen leben hier das ganze Jahr über, im Sommer sind es Millionen. Schon in den 70ern war die Kleinstadt ein Pilgerort für Erholungsbedürftige aus dem Norden. Heute ist sie Bühne für Generationen von Österreichern.
Diesem Ort widmet der ORF heute den „Schauplatz": "Jedes Jahr Lignano“ gibt es heute (Donnerstag) mit Reporterin Nicole Kampl um 21.05 auf ORF2.
60-mal Lignano und noch nicht genug
Gerhard Beck ist so etwas wie eine lokale Berühmtheit. Der gebürtiger Wiener kennt viele Strandabschnitte, Restaurants und Geheimtipps. Schon drei bis vier Tage bevor die Reise losgeht, fängt er mit dem Packen an, sagt er stolz. Sein Gepäck streckt sich von „normalen“ Reisegepäck bis hin zur selbst mitgebrachten Kaffeemaschine, einer Personenwaage und einer italienischen SIM-Karte, damit man alle österreichischen Sender streamen kann. In der Sparmeisterliga spielt er ganz oben. Und: er hat daheim in Wien eine Webcam für seine Wellensittiche installiert, damit er vom Strand aus mit ihnen sprechen kann.
Tutto Gas und die Regeln
Rund um Pfingsten wird’s dann richtig voll. Auf der Piazza della Fontana, von Österreichern liebevoll „der Kreisverkehr“ genannt, versammeln sich bis zu 20.000 Feiernde. Es ist laut, es ist wild, aber auch kontrolliert. Denn die Regeln werden jedes Jahr strenger: Alkoholverbot, Musikboxenverbot, Strand nur bis 20 Uhr geöffnet. Dieses Jahr waren sogar zwei Wiener Polizisten dabei – zur Verstärkung und als Dolmetscher für ihre italienischen Kollegen. 250-mal mussten sie übersetzen.
Jugendliche aus dem Pinzgau reisten per Taxi-Bus um 110 Euro an, nur damit sie, wo anders „saufen“ können. Ihre Pläne fürs Wochenende sind: „Alkohol, Party machen, schwimmen gehen und Alkohol.“ Ibiza sei zu teuer, also eben: Lignano.
Auch wenn viele Einheimische die Ausgelassenheit nur für ein paar Tage tolerieren, bringt das alles gutes Geld. Doch nicht jeder ist begeistert: Viele andere Urlauber wünschen sich oft mehr Ordnung, mehr Ruhe, mehr Regeln. Die Jugendlichen hingegen? Schulterzucken. „Ist ja nur ein verlängertes Wochenende.“
„Tutto Gas“ ein Ausdruck, der auf Italienisch eigentlich nichts bedeutet, wurde zur inoffiziellen Hymne. Genauso wie das stille Versprechen: Nächstes Jahr wieder, ganz sicher.
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