Song-Contest-Finale: Teya & Salena werden die Ersten sein

Zwei Personen umarmen sich beim Eurovision Song Contest 2023 in Liverpool.
Der Aufstieg des österreichischen Beitrags "Wo the Hell is Edgar?" ins ESC-Finale kam ziemlich erwartet. Aber was ist nun möglich?

Teya & Salena werden die Ersten sein. Das Duo wird am Samstag den Eurovision Song Contest in Liverpool mit Startnummer 1 eröffnen.

Zuletzt hatte Österreich im Jahr 1981 diese Ehre. Marty Brem belegte mit "Wenn du da bist" schließlich Platz 17 von 20 und ist kaum noch jemandem in Erinnerung.

Man sollte das aber nicht unbedingt als schlechtes Omen heranziehen.

Jubel

Niedrigen Startnummern wird zwar gerne der Nachteil zugeschrieben, dass sich vor der Entscheidung noch zahlreiche Eindrücke dazwischenschieben, aber Teya & Salenas Dancepop-Song "Who The Hell Is Edgar?" setzt sich doch recht hartnäckig in den Gehörgängen fest. Außerdem steht der Song bei den Kurz-Durchläufen dann auch stets in Pole Position.

Der lautstarke Jubel in der M&S Bank Arena im Semifinale lässt darauf schließen, dass der Song beim Publikum gut ankommt. Wiewohl bei den Eurovision-Fans vor Ort mitunter eigene Dynamiken herrschen.

Das steht in den Büchern

Dieses Jahr scheinen die Wettquoten ein guter Indikator zu sein. Bei den beiden Semifinale lagen die Buchmacher lediglich bei Georgien (in Semifinale 2 von Albanien verdrängt) daneben. Ansonsten kamen alle aus den Top 10 weiter.

Bei den Wettquoten fürs Finale sieht es derzeit so aus, dass Österreich mit Ländern wie Belgien, Armenien und Kroatien um einen Platz in den Top 10 kämpft. Auch der Retro-Chic der australischen Progressive-Rock-Band Voyager dürfte ähnlich gut ankommen.

Die Buchmacher sehen den Großteil der "Big Five" in den Top 10 (Ausnahme: Deutschland auf dem Marty-Brem-Platz 17). Die fünf Top-Zahler der EBU-Länder werden allerdings immer wieder tendenziell zu hoch eingeschätzt.

➤ Mehr dazu: Österreich steht mit Teya & Salena im Finale des 67. Song Contests

Die große Frage wird sein, ob die klare Favoritin, Schwedens Loreen, diesmal im Vorfeld überschätzt wird. Die Gewinnerin von 2012 liegt bei den Wettquoten klar an der Spitze. Ihr Song "Tattoo" beginnt zwar melodisch mit einer Hookline, die ihrem Siegerlied "Euphoria" stark ähnelt, aber der Refrain fällt dann doch deutlich schwächer aus.

Veranstalter der Herzen

Nicht auszuschließen ist freilich, dass es wieder zu großflächigen Solidaritäts-Votings für die Ukraine kommt - aber will man dem Land (Tvorchi mit "Heart of Steel") erneut zumuten, dass es die Austragung des Events an ein anderes Land abtreten muss?

Großbritannien zeigt sich jedenfalls als großartiger Veranstalter - und die Einbettung des Veranstalters der Herzen, der Ukraine, gelingt äußerst sympathisch, ohne übertriebenen Pathos. Das liegt auch an dem spritzig agierenden Moderatorinnen-Trio Julia Sanina, Hannah Waddingham und Alesha Dixon. Im Finale kommt noch Graham Norton hinzu.

Anti-Putin-Songs

Musikalisch gesehen liegt der Bewerb im Jahre 2023 auf einem anständigen Level. Skurrile Beiträge gibt es kaum, wenngleich Kroatien mit einer Art Drahdiwaberl-Double-Band ein Ausreißer sind. Immerhin ist es Let Tri gelungen, das Verbot politischer Botschaften geschickt zu umgehen. Der "Macarena"-Verschnitt "Mama ŠČ!" wird allgemein als Anti-Putin-Song gedeutet.

Auch Tschechiens Beitrag ("My Sister's Crown" von Vesna) zeigt sich mit - wohl politischer - Symbolik:  "Die Krone meiner Schwester / Nehmt sie nicht runter / Niemand hat das Recht dazu / Sie ist schön / Und fähig / Sie ist ihre eigene Königin / Und sie wird es beweisen."

"Cha Cha Cha ..."

Exzentrisch gibt sich auch wieder einmal Finnland. Bei den Buchmachern wird das sogar mit Platz 2 für Käärijä in den Wettquoten honoriert.

Und so ist gut möglich, dass beim Auftritt des ESC-Gewinner 2023 am Ende ein lautes "Cha Cha Cha Cha Cha Cha Cha Cha" durch Europa hallt.

 

Oder vielleicht sogar ein "Poe Poe Poe Poe Poe Poe Poe Poe Poe Poe …"?

Wenn Loreens "Euphoria"-Schmäh kein zweites Mal aufgeht - und dafür sprechen doch Gründe - dann tut sich dahinter jedenfalls ein weites Feld an möglichen Überraschungssiegern auf.

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