Diana-Darstellerin Debicki: "Natürlich war ich fix und fertig“

Sie mag ihren Durchbruch in Baz Luhrmans „Der Große Gatsby“ gemacht, das Rampenlicht von Mick Jagger in „The Burnt Orange Heresy“ gestohlen und als Kenneth Branaghs Ehefrau in „Tenet“ beeindruckt haben, aber es ist die Rolle der beliebtesten Prinzessin unserer Zeit, die Elizabeth Debicki so richtig berühmt machte. Als Diana in „The Crown“ beherrscht Elizabeth Debicki die Bildschirme auf der ganzen Welt.
Die neue und finale Staffel war das Schwierigste, das sie je filmte, wie sie dem KURIER erzählt.
KURIER: Mit welchen Gefühlen sind Sie in diese sechste Staffel der Serie gegangen, wohl wissend, wie die Geschichte endet?
Elizabeth Debicki: Es war ganz anders als die vorige Staffel. Die fünfte Staffel bin ich sehr intellektuell angegangen, habe endlos recherchiert. Ich glaube, das ist nichts Ungewöhnliches, wenn man eine Person spielt, die tatsächlich existiert. Irgendwann hat man sie dann erfasst und kann seinen eigenen Stempel aufdrücken, immer mit der Frage im Hinterkopf: Wird mich das Publikum in der Rolle akzeptieren? Ich habe sie gelebt, acht oder neun Monate lang, während wir drehten. Und dann hatte ich drei Monate frei und habe versucht, mich von ihr zu befreien, wo ich heute weiß, dass das unmöglich ist. Ich wartete ja nur darauf, dass die neuen Drehbücher für die sechste Staffel in meinem Schoß landen, es war nur eine Pausetaste gedrückt. Und als die Skripte dann kamen, hatte ich richtig Panik, sie aufzumachen, weil ich ja wusste, was passiert. Wusste, wie furchtbar traurig es für mich auf rein menschlicher, nicht schauspielerischer Ebene sein würde. Plus das Wissen, dass ich mich von dieser Rolle verabschieden muss. Und dann las ich sie alle auf einmal. Und natürlich war ich fix und fertig.
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Hat sich Ihr Zugang im Vergleich zur vorigen Staffel geändert?
Ja, ich habe versucht, mich einfach nur hineinfallen zu lassen. Mein Instinkt war, dass ich meinen Intellekt nicht mehr brauchte, dass ich längst in sie hineingeschlüpft war. Das gibt einem als Schauspieler viel mehr Freiheit. Das heißt nicht, dass ich nicht Angst hatte vor der ersten Szene, wo sie die Buben aufweckt, was eine unglaublich schöne Szene für den Start ist. Aber sobald die Klappe fiel, konnte ich mich fallenlassen.
Sie waren sieben Jahre alt, als Diana starb. Welche Erinnerungen, wenn überhaupt, haben Sie, wie haben Sie von ihr erfahren?
Ich erinnere mich an ihr Gesicht auf Zeitungen und Zeitschriften an der Supermarktkassa. Wer ist diese wunderschöne, zauberhafte Prinzessin aus einem anderen Land? Ich hatte keine Ahnung von den politischen Hintergründen, für mich war sie nur diese Lady, die sehr charismatisch war. Meine erste klare Erinnerung an ihren Tod ist meine Mutter, wie sie sich das Begräbnis im Fernsehen anschaute. Ich saß auf dem Boden und schaute mit. Meine Mutter war extrem traurig und emotional, und als Kind versuchst du das zu verstehen. Sie sagte, „weißt du, sie war eine sehr schöne Person, innerlich und äußerlich, und wir werden sie vermissen“. Ich erinnere mich ganz stark an die Buben, an William und Harry und wie tieftraurig sie waren.
Was fanden Sie bei Ihrer Recherche über die Bedeutung ihrer Söhne in ihrem Leben heraus?
Dass sie der Mittelpunkt ihres Lebens waren. Ihr Lebensinhalt. Sie waren alle drei so eng, man sieht das in ihrer Körpersprache. Das war ganz wichtig für mich in meiner Vorbereitung.
Was haben Sie sonst noch über sie gelernt, das Sie vorher nicht wussten?
Die Leute, die sie kannten, haben immer wieder betont, dass sie voller Lebensfreude war, eine Verspieltheit und ungeheuren Humor hatte, sich über sich selbst lustig machen konnte und sehr schnell war mit ihrem Wortwitz. Ich wusste, dass ich diese emotionelle Intelligenz, die sie besaß, in die Rolle hineinweben musste.
Was hat Sie überrascht?
Ich war vermutlich ignorant, weil ich ja so klein war, als sie lebte, ich hatte zwar von ihrer Benefizarbeit gehört, aber das Ausmaß war mir nicht klar. Diana nutzte ihre Plattform wie niemand anderer, sie war extrem progressiv und das zu einer Zeit, wo das niemand tat, wo das alles andere als populär war. Niemand hat vor ihr über seine eigenen psychischen Probleme so offen und öffentlich geredet. Niemand mit ihrem Status hat sich für AIDS eingesetzt oder gegen Landminen.
Und das Ende? Der letzte Sommer?
Es gibt jede Menge Foto- und Filmmaterial davon. Besonders von den letzten Tagen in Paris, weil ja die Paparazzi alles eingefangen haben. Auch hier war die Körpersprache in meiner Vorbereitung sehr signifikant. Auf der einen Seite die Verkrampfung, weil sie dauernd verfolgt wurden, auf der anderen die Weichheit und Verbindung zwischen ihr und Dodi.

Was lernten Sie durch diese Arbeit über die Nachteile solch extremer Berühmtheit?
Es ist ein warnendes Beispiel. Das wertvollste Gut ist Privatsphäre. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, sie ist die Quelle der Vernunft. Man muss sie haben, um normal zu bleiben. Es ist ein Menschenrecht, aufzuwachsen und Fehler zu begehen, ohne dass man dabei eine Lupe auf sich gerichtet hat. Aber darauf haben solche Leute keine Chance.
Haben Sie die Rolle jetzt abgeschüttelt?
Nicht ganz. Ich promote die Staffel ja noch, und ich spüre sie körperlich. Vielleicht verschwindet sie, wenn die Serie herauskommt. Aber diese Arbeit habe ich so sehr geliebt, dass ich gar nicht wirklich loslassen will. Natürlich ist mir klar, dass ich auf mich selbst schauen muss, denn die Story war besonders schmerzlich und lag schwer auf mir. Ich nehme an, das braucht alles noch Zeit.
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