Breitfuß & Weber: "Diese Folge wird nicht gedreht"

Breitfuß & Weber: "Diese Folge wird nicht gedreht"
Am Nationalfeiertag folgen in ORF 1 zwei weitere Abenteuer des Kult-Duos aus „MA 2412“. Roland Düringer und Alfred Dorfer sprechen über die Schwierigkeiten, Nachschub zu drehen – finanzielle wie auch inhaltliche.

Am 18. Dezember 2022 feierten Weber und Breitfuß, die bekanntesten Beamten des Landes, ihr TV-Comeback – unmittelbar nach dem Finale der Weihnachts-WM in Katar fuhren die beiden Ruheständler aus dem  Amt für Weihnachtsdekoration „MA 2412“ Traumquoten von 1,163 Millionen Zusehern ein. Dennoch dauerte es mehr als zwei Jahre, bis der bald darauf gedrehte Nachschub nun den Weg zu den Endgeräten findet.

KURIER: Sie schreiben die  Drehbücher gemeinsam. Wie funktioniert das bei „Im Wald“ und „In der Politik“?

Alfred Dorfer:  Seit knapp 35 Jahren machen wir es gleich: Auch bei „MA 2412“ haben wir zuerst beschlossen, was das Thema einer Folge sein soll. Wer von uns beiden den größeren Zugang dazu hat, führt das dann aus: Der Roland etwa zum Märchen und zum Wald,  ich zum Politischen.  Am Schluss finden wir dann wieder zusammen, um Aspekte hineinzubringen, die dem anderen fehlen. 

Roland Düringer: Bei uns entsteht alles aus Improvisation. Wir haben nie ein Gehirnkonstrukt zu Papier gebracht und dann auswendig gelernt, sondern  immer aus uns heraus geschöpft. Ich weiß auch nicht mehr, welche „MA 2412“-Folge ich geschrieben habe und welche der Fredi. Es ist auch wurscht.  

Breitfuß & Weber: "Diese Folge wird nicht gedreht"

Schrieben auch die Drehbücher: Alfred Dorfer und Roland Düringer beim Interview. 

Trotzdem: Die Idee zur Märchenfolge kommt von Ihnen. 

Düringer:  Ja, schon.  Vielleicht ist es mittlerweile so, dass der Fredi die lustigeren Dialoge schreiben kann und ich  mich  lieber in anderen Welten verliere.  Umso schräger, umso lieber. Da muss man mich manchmal einbremsen. 

Dorfer:  Der Roland ist  der weitaus bessere Dramaturg, vielleicht kommt das  vom Maschinenbau. Er liefert den Halt für die Erzählstruktur.

Märchen werden heute weniger blutrünstig erzählt ... 

Düringer: Aber es bleibt ein Märchen, du kannst ja nicht „Der Wolf und die sieben Geißlein“ vegan erzählen ...

Dorfer: Vergessen wir nicht die Superkraft der Fantasie. Ich hege großes Vertrauen in die Fähigkeit, zu abstrahieren. Prinzipiell ist gegen Bearbeitungen nichts einzuwenden, das war in der Kunst immer so. Problematisch ist es, den Namen eines Werks beizubehalten und es inhaltlich zeitgeistig zu verstümmeln. Ich spreche nicht von Neuinterpretationen, die den Charakter des Werks respektieren.

Wie viel Bewegungsspielraum haben Sie da im ORF?

Dorfer: Bis jetzt, auch bei „Dorfers Donnerstalk“, gab es seitens des Senders so gut wie nie Restriktionen, was Thema oder Umsetzung betrifft. Das hat sich etwas geändert. 

Düringer: Etwa bei einer fertiggeschriebenen „Breitfuß & Weber“-Folge, die wir sehr lustig gefunden haben. Eine Science-Fiction-Geschichte in der näheren Zukunft. Weber sagt zu einer Frau „Prinzessin“, und Breitfuß zu einer anderen „Fräulein“. Sie werden verhaftet und landen im „Ministerium für Anstand und Toleranz“. Man bringt ihnen bei, was man heute  sagen darf und was nicht. Da  werden alte Faschingsfotos hergezeigt, auf denen ich als Indianer zu sehen bin. Was natürlich gar nicht mehr geht. – Diese Folge wird nicht gedreht.   

Dorfer:  Wenn das was wird, dann sind wir 90 (lacht).

Breitfuß & Weber: "Diese Folge wird nicht gedreht"

Im Knusperhäuschen warten Proll und Julia Edtmeier (re.).

Welche Ideen liegen noch fertig in der Schublade?  

Düringer: Insgesamt waren es zehn. Zwei weitere Drehbücher sind fertig.  In einer  Geschichte lernen wir ihre  Frauen  kennen. Der Weber macht es  sich bei einer viel älteren, g’stopften  Frau gemütlich  und gibt sich als erfolgreicher Geschäftsmann aus. Breitfuß hat wiederum  seiner Gemahlin  erzählt, dass er  Ministerialrat ist und die rechte Hand des Bürgermeisters. Dann eskaliert natürlich alles. 

Dorfer:   Die zweite Geschichte ist die:  Es  war ja der Deal, dass die Beamten jederzeit wieder zurückgeholt werden können, wenn die Republik sie braucht. Zunächst  werden Weber und Breitfuß  ausgebildet, wie man spricht oder wie man isst und dann werden sie ausgeschickt, um einen Gemeindebau zu prüfen. 

Düringer: Wenn man so will, die   Umkehr vom „Ministerium für Anstand und Toleranz“. Wir haben probiert, ein bisschen was davon doch reinzubringen (lacht).

Gibt es einen Drehtermin? 

Düringer:   Diese beiden  Drehbücher sind seit über eineinhalb Jahren fertig und  vom ORF abgenommen. Gedreht wird  vorerst  aber gar nichts, weil das Geld fehlt. Also wird 2026 sicher nichts passieren.

Wenn man sich die Quoten der  ersten beiden Folgen ansieht, müsste man das ja ung’schaut weiterführen ... 

Düringer:  Wenn ich das nach dem WM-Finale ausstrahle, kann ich mir ausrechnen, wie viele Leute sitzen bleiben. Dann kann ich drei Tage nachher als ORF sagen: „Sehen Sie, was für ein tolles Programm wir machen, daher brauchen wir mehr Geld.“ Aber das ist nicht der Sinn von dem Ding gewesen. Wir wollten in einem Jahr vier Filme mit jeweils neuem Konzept, schön aufgeteilt. Aber nein: Es liefen zwei hintereinander, mit super Quoten und das war’s ... fast.

Breitfuß & Weber: "Diese Folge wird nicht gedreht"

 Breitfuß und Weber (Dorfer) ermitteln im "Amt für Verräumte". Vor Ort: Andrea Händler

„In der Politik“ wurde vor zwei Jahren gedreht – zuletzt waren Interventionen und Postenschacher großes Thema. Scheint zeitlos zu sein ...

Düringer: Am 26. Oktober wird sich schon keiner mehr an den Fall des Herrn Wöginger erinnern.  Die Politik lebt von der Vergesslichkeit der Wähler. Was es schon alles an Skandalen gegeben hat, AKH, Buwog. Und es ist wurscht.

Sie spielen Frühpensionisten. Wie ist Ihr persönlicher Zugang zum Ruhestand? 

Düringer (61): Das entscheide nicht ich, das entscheidet mein System, also körperlich. Und das entscheiden die, die Eintritt zahlen. Es kann sein, dass die Leute in zwei Jahren sagen: Für das gebe ich kein Geld mehr aus, weil die Butter  jetzt 16 Euro kostet. Insofern ist es durchaus eine Option, dass ich am 1. November 2028 sage: „Es war sehr schön, es hat  mich sehr gefreut.“ 

Dorfer (64): Bei mir ist das besagte Datum der 1. November 2026, also bald. Für mich kommt „Irgendwann bleib’ i dann dort“ überhaupt nicht in Frage. Ich habe viel zu viele Menschen gesehen, die mit dem Pensionsantritt einfach verfallen sind, in erster Linie geistig. Das ist für mich eine Horrorvorstellung. Solange mein  Körper funktioniert und es nur irgendwie geht, will ich meinen Beruf weiter ausüben. 

Düringer: Aber nehmen wir die Andrea Händler, die hat  gesagt: „Ich will nicht mehr auf die Bühne, ich hör‘ auf.“ Und ihr geht’s gut, sie ist entspannt.  Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass es auch so geht. 

Dorfer: Ja, aber nicht für mich! 

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