Regisseur Stefan A. Lukacs sagt: „Mir war klar, dass das eine heikle Geschichte ist, die auch kontrovers diskutiert werden kann. Mir war wichtig, keine Heldenverehrung zu betreiben. Die waren coole Hunde, keine Frage, sie hatten super Style und einen Schmäh, aber die sind auch bereit gewesen, für ihren persönlichen Erfolg über Leichen zu gehen und Frauen skrupellos auszunutzen und körperlich zu misshandeln.“
Laura Lackmann, die bei den ersten drei Folgen Regie führte, sagt: „Uns war wichtig, keine „Moulin Rouge“-Romantik zu erzeugen, wir wollten eher mit Härte und sogar überzogenem Realismus arbeiten. Die Darstellung von Haut war ein großes Thema. Dass man wirklich spürt: Das sind echte Menschen mit ihren Dellen, Wunden, Unreinheiten und Raucher-Poren. Gleichzeitig ist die Serie nicht nur dreckig und derb, sondern hat auch Humor, alleine durch die Sprache, durch die schrägen Figuren.“
Als „der schöne Klaus“ (Barkowskys Spitzname) brilliert der 23-jährige Aaron Hilmer, bekannt aus dem vieldekorierten Antikriegsfilm „Im Westen nichts Neues“ (siehe Interview unten). Da Hilmer in Hamburg aufwuchs, war keine sprachliche Barriere beim „Hamburger Schnack“ vorhanden. „Ich musste nicht viel lernen, aber ich musste mich voll reinsteigern“, sagt er mit einem Lachen. Dem echten Barkowsky, mittlerweile längst ausgestiegen und als bildender Künstler tätig, sei er nie begegnet. Er spiele „einen fiktiven Klaus Barkowsky“. Zur Inspiration habe er sich aber alte Fotos angesehen – „und ein kurzes Video, wo er in seinem Lamborghini über den Kiez fährt und einmal einen Blick zurück wirft.“
Das Coaching im Vorfeld mit Intimitätskoordinatorin Paula Alamillo empfand er als wichtig. „Wir haben jede Szene, in der es körperlich wurde, durchbesprochen und in einem geschützten Raum klar die Grenzen kommuniziert.“
Regisseur Lukacs sagt: „Der erste Impuls war: Nicht, dass wir da jetzt einen Anstandswauwau an die Seite gestellt bekommen. Aber es war das genaue Gegenteil. Paula ist eine feministische Porno-Regisseurin und Darstellerin. Sie hat uns eher dazu angestachelt, es deutlich besser zu machen, als wir es uns selbst getraut hätten.“
„Es ging um praktische Sachen“, sagt Kollegin Lackmann, „Geschlechtsteile, die weggeklebt und eingepackt werden. Wenn wir die Sexszene gedreht haben, sagte Paula zum Beispiel: Da müsste die Hüfte weiter unten sein. Je technischer das geplant ist, desto weniger unangenehm ist dann die Durchführung.“
Zurück auf St. Pauli: Dort mischte auch ein Österreicher mit, der für seine Brutalität bekannt war. Der „Wiener Peter“ kam 2000 nach 14 Jahren Haft frei. Im April 2022 machte er noch einmal Schlagzeilen, weil er am Flughafen Frankfurt vorübergehend festgenommen wurde.
In „Luden“ übernimmt Lukas Watzl die fiktionalisierte Rolle. Der echte „Wiener Peter“ würde sich „wahrscheinlich nicht darin wiedererkennen“, sagt Lukacs. Der Regisseur ist ein Wiener, drehte 2018 „Cops“, lebt und arbeitet mittlerweile in Berlin. Mit einer anderen Wiener Milieufigur hat er noch eine Rechnung offen: „Die wilde Wanda, Österreichs wahrscheinlich einzige weibliche Zuhälterin. Dieser Film fehlt, den würde ich gerne machen, schauen wir mal!“
Kommentare