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25 Jahre Big Brother: Der Urknall des Reality-TV

25 Jahre Big Brother: Der Urknall des Reality-TV
Die erste Folge der Show liegt am 1. 3. genau 25 Jahre zurück. Sie öffnete die Tür für eine neue Form der Prominenz.
„Big Brother“ lieferte sozusagen den Urknall des Reality-TV. In diesen Tagen (1.3.) liegt die erste Folge - damals bei RTLzwei - genau 25 Jahre zurück. Aus heutiger Sicht wirkt es surreal, was sie auslöste. Wie kam es dazu?
Ein Grund: Die auslaufenden 1990er Jahre waren ein Zeitalter ohne Smartphones. Wer in andere Lebenswirklichkeiten blicken wollte, musste den Fernseher anschalten - und „Big Brother“ befriedigte dieses Bedürfnis auf extreme Weise. Es versprach eine Dauerbeobachtung von normalen Menschen - vom Pickelausdrücken vor dem Spiegel bis zum Nickerchen auf dem Sofa.

Alles ist „Content“

Zugleich gelang es, die mitunter recht trivialen Vorgänge in einem Container in Hürth zu einer Art Forum für die großen Fragen der Zeit hochzujazzen. Von Orwell in den Container Der Titel deutete die avisierte Relevanz an.
Schriftsteller George Orwell hatte den Spruch „Big Brother is watching you“ („Der Große Bruder sieht dich“) in seinem Roman „1984“ zum Synonym totalitärer Herrschaft gemacht. Unter der Ägide des niederländischen Show-Erfinders John de Mol deutete der „große Bruder“ nun Unterhaltung in Extremform an. Passend zur sogenannten Spaßgesellschaft, in der sich Deutschland damals wähnte.

Ungeahnter Erfolg

„Man hat damals nicht gewusst, dass es so einschlagen würde, wie es dann eingeschlagen ist“, sagt gleichwohl Rainer Laux - damals dabei und noch heute eine wichtige Figur im „Big Brother“-Universum. Gerade startet eine neue „Big Brother“-Staffel (u.a. „Big Brother - Der Einzug“, Montag, 24.2., 23.15 Uhr, Joyn und Sat.1). Sie wird von EndemolShine Germany in Zusammenarbeit mit Rainer Laux Productions produziert.
25 Jahre Big Brother: Der Urknall des Reality-TV
In den Niederlanden sei „Big Brother“ damals schon mit hervorragenden Einschaltquoten und medialer Begleitung gelaufen, erinnert sich der Produzent. „Aber in Holland war und ist die Gesellschaft auch ein bisschen liberaler. Man wusste also nicht, ob es in Deutschland genauso funktionieren würde.“
Das wurde dann aber schnell klar. Die Quoten waren stark, auch am Container entwickelte sich rasch etwas. „In den ersten Sendungen war dort nichts los“, sagt Laux. „Dann standen auf einmal 5 Fans dort, dann 20, dann 30. Und als Zlatko auszog, waren es auf einmal 10.000.“

Innen und Außen

„Unsere Vorstellungskraft hat gar nicht dazu ausgereicht, dass wir davon ausgegangen sind, dass das in ganz Deutschland so ein Hype ist“, so Jürgen Milski der Deutschen Presse-Agentur. Als Nachzüglerin Sabrina eingezogen sei, habe man sie im Container versucht auszuquetschen.
„Hör ma', wer guckt das hier? Das ist doch total langweilig. Wir leben doch hier einfach nur. Oder ist das schon abgesetzt worden?“ - das sei sie gefragt worden, sagt Milski.

Untergang des Abendlands

Die Wahrnehmung im Container stand im totalen Kontrast zu der Aufregung drumherum - auch zur Kritik an dem Format. Manch einer prophezeite den Untergang der Zivilisation. Der damalige Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) etwa prangerte von höchster Stelle an, die Show verstoße gegen das Grundgesetz.
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Milski hielt und hält das für Schwachsinn. Er habe sich ja selbst entschieden, abgefilmt zu werden. „Die Gefangenschaft für mich, die kam eigentlich nachher erst mit diesem Bekanntheitsgrad“, sagt er im Rückblick. Und auch die Kandidaten von damals - Jana, Zlatko, Manuela, Kerstin, Alex, Verena, Sabrina, Andrea, Jürgen, John - seien doch ganz zahm gewesen. „Wenn man das vergleicht mit den Vollidioten, die heute bei den Reality-Formaten teilnehmen, die wirklich völlig schmerzlos sind und alles machen würden, um Sendezeit zu bekommen“, sagt Jürgen Milski, „da waren das alles ganz harmlose Charaktere“.

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