Nun aber, und das war sowohl abzusehen als auch in seiner Rasanz überraschend, geht dieser Geldmaschine der Treibstoff aus. Der jüngste Film, „The Marvels“ mit Brie Larson, legte den schlechtesten Start aller Marvel-Filme hin, auch am zweiten Wochenende war keine Erholung in Sicht. Nur 68 Millionen Dollar nahm man weltweit am alles entscheidenden ersten Wochenende ein, für die Blockbuster-Verhältnisse ein Desaster.
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Zuvor hatte heuer schon „Ant Man: Quantumania“ mit 476 Millionen Dollar nicht einmal den Break Even geschafft.
Erschöpfung
Die Gründe sind vielfältig. Einer ist leider wohl, wie auch Horrorautor Stephen King beklagte, die Tatsache, dass sich der jüngste Marvel-Film um Frauen dreht und die verschiedenen Fangemeinden – siehe auch „Star Wars“ – zum Toxischen neigen.
Frauenfeindlichkeit ist aber längst nicht alles. Viele Fans zögern auch, sich noch einmal auf die byzantinischen Verästelungen des Marvel-Universums einzulassen. Das Marvel Cinematic Universe hatte mit „Avengers: Endgame“ ein großes Finale. Mit dem 22. Film seit 2007 wurde die riesige, sich über alle Filme spannende Erzählung rund um den Kampf gegen Thanos beendet. Darauf wurde jahrelang hingearbeitet.
Für viele Fans war das aber auch der Punkt, wo es genug war. Denn klar, das MCU geht weiter. Aber will man wirklich noch einmal Dutzende Filme, dazu Streamingserien und Comics konsumieren? Das klingt, wie es online zunehmend heißt, eher nach Hausübung denn nach Filmgenuss. Die Erzählung rund um die Marvel-Helden ist weiter hochkomplex und feinverästelt – aber die Lust der Fans, dem allen zu folgen, schwindet.
Das kann man als „schade, aber egal“ einbuchen. Es ist aber mehr: Es ist ein Problem für die Studios ebenso wie für die Kinos. Denn lukratives Nachfolgeformat ist keines in Sicht. Disney kämpft auch anderswo – siehe den Flop mit „Arielle“ –, Stoffe zu Geld zu machen. Action- und Spionagefilme sind ein Fixum am Kinomarkt, aber mit der Marvel-Serie nicht zu vergleichen. Auch der Boom bei Science-Fiction und Fantasy endete rascher als gedacht.
Marvel versucht es weiter, es sind noch viele Filme in der Pipeline. Ob die Fans die auch sehen wollen, entscheidet mit über die Zukunft des Kinos.
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