Filmkritik zu "The Marvels": Geballte Girlpower

Brie Larson (li.) als Captain Marvel erhält Hilfe von Superfan Kamala Khan aka Ms. Marvel (Iman Vellani): „The Marvels“
Die Vorzeichen stehen schlecht. Glaubt man Boxoffice-Analysten, könnte „The Marvels“ an den Kinokassen floppen. Der Kartenvorverkauf für die Fortsetzung von „Captain Marvel“ hat in den USA nur schleppend begonnen und lässt auf Desinteresse des Publikums schließen.
Hat der Überschuss an Superhelden und die endlose Erweiterung von Marvels Cinematic Universe (MCU) nun doch zur längst prophezeiten Erschöpfung geführt?
Seit ihrer Eigenproduktion von „Iron Man“ 2008 reiten die Marvel Studios, mittlerweile ein Tochterunternehmen von Disney, auf einer ungeheuren Erfolgswelle. Mit der „Infinity Saga“ und „Avengers: Endgame“ wurde 2019 der absolute Höhepunkt erreicht.
Was nun die Produktion von „The Marvels“ betrifft, stand das 33. Abenteuer innerhalb des MCU von Anfang an unter keinem guten Stern. Wochenlang mussten Szenen nachgedreht werden, um Story-Löcher zu stopfen – nicht unbedingt mit Erfolg.
Nachdem seit der Pandemie Disneys Streamingplattform Disney+ mit Marvel-Produkten geflutet wird, herrscht Crossover zwischen Film und Fernsehen. So schadet es nicht, wenn man Serien wie „WandaVision“ und „Miss Marvel“ gesehen hat, um den Übertritt von Superfan Kamala Khan und Monica Rambeau zu „The Marvels“ leichter zu kapieren. Denn Captain Marvel aka Carol Danvers aka Brie Larson bekommt überraschend Hilfe, sowohl von „Ms. Marvel“ Kamala als auch von ihrer „Nichte“ Monica.
Wurmlöcher
Hilfe braucht sie dringend: Nachdem sich am Ende von Teils eins Carol ihre Identität von der Alien-Rasse Kree zurückgeholt und Rache an der obersten Intelligenz geübt hat, ist das Universum destabilisiert. Rätselhafte Wurmlöcher tun sich auf – und Captain Marvels Kräfte spielen verrückt. Unerklärliche Verbindungen sorgen für Personen-Switches: Wo eben noch Carol stand, erscheint plötzlich Kamala. Oder Monica. Gemeinsam muss das Superheldinnen-Trio nun seine Girlpower zusammen ballen und eine intergalaktische Schurkin zur Strecke bringen. Die Verbindung zwischen den Ladys bleibt trotzdem lose, ebenso wie die wenig konsistente Handlung. Mutter Erde wird kaum betreten; stattdessen folgt hektisches Planeten-Hopping, gepaart mit einer ermüdenden Abfolge von Kampfsequenzen im Spezialeffektgewitter.

Trio der Superheldinnen: Iman Vellani (li.), Brie Larson (Mitte) und Teyona Parris
Zumindest für zwischendurch hat sich Regisseurin Nia DaCosta witzige Intermezzi einfallen lassen: Beim Besuch einer befreundeten Galaxie verwandelt sich Captain Marvel in eine singende Prinzessin, die aussieht, als wäre sie in ein Disney-Musical made in Bollywood gefallen. Ebenso sehenswert die Alien-Katze Goose: Gerade noch hat das herzige Felltier lieb geschnurrt, als ihr unvermutet riesige Fangarme aus dem Rachen schießen.
Da weiß man plötzlich, wo der Ausdruck Katzenzungen herkommt.
INFO: USA 2023. 105 Min. Von Nia DaCosta. Mit Brie Larson, Teyona Parris, Iman Vellani.
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