„Ja, tatsächlich habe ich mich von Alexander dem Großen inspirieren lassen“, sagt Majors im Zoom-Interview, zugeschaltet aus Los Angeles. „Eigentlich von allen historischen Persönlichkeiten, die Imperien aufgebaut haben, die Großes geschaffen haben. Ich habe mich gefragt, was macht einen König oder eine Königin zum Führer? Gibt es dafür ein Rezept, bestimmte Wesenszüge? Ich habe etliche Biografien gelesen und mir Gedanken gemacht, was das Besondere an diesen Menschen war. Zum Beispiel auch von Queen Elizabeth II., die Großbritannien über sieben Jahrzehnte geprägt hat. Am Ende bin ich zum Schluss gekommen, dass ein König oder eine Königin durch ihr Charisma zur Leitfigur wird. Er oder sie müssen etwas ausstrahlen, dass die Menschen bannt und sie dazu veranlasst, sich dem Willen und den Kommandos dieser Person zu unterwerfen“.
Die Darstellung des Kang sei zweifelsfrei ein neues Level in seiner Karriere, so Majors. Dabei wäre es fast nicht dazu gekommen. „Als ich das erste Mal vor einigen Jahren, frisch von der Schauspielschule, zu einem Marvel-Casting ging, musste ich warten und warten und warten“, erzählte Majors kürzlich zu Variety. „Ich bin so erzogen worden, dass ich niemandes Zeit verschwenden will, auch nicht meine. Also saß ich da in einem Vorzimmer und alle waren so beschäftigt. Ich sagte, aber ihr habt mich doch hierher gebeten, ihr habt mir den Termin gegeben. Aber macht nichts, ich gehe. Es ist cool.“ Er ging wirklich, sei aber nicht weit gekommen. „Gerade in dem Moment, als ich zur Tür hinaus ging, kam Castingdirektorin Sarah Finn. Glück gehabt, kann ich im Nachhinein sagen“.
Majors’ Entrée ins Marvel-Universum war eine Rolle in der Serie „Loki“ auf Disney+, die zum großen Erfolg wurde. Majors blieb in seinem Part als „Jener, der bleibt“ den Marvel-Bossen in Erinnerung. So sehr, dass er nun zum Spitzen-Schurken avancierte. „Es macht Spaß, den Bösen zu spielen, den unberechenbaren Antagonisten. Beim Bösen hast du eine viel größere Bandbreite, dich auszudrücken, als in der Rolle des netten Typen. Da kannst du auf einer viel größeren Klaviatur spielen. Ein Schurke darf ständig mit dem überraschen, wozu er fähig ist. Ich genieße die Rolle des Kang. Ich liebe es, Teil des Marvel-Universums zu sein.“
Majors’ Gesten als Kang sind total reduziert, aber sehr effektiv. Er macht nicht viele Worte. Das verleiht Kang noch mehr Autorität und eine furchteinflößende Aura. War das seine Idee? – „Ja, das war bewusst so gewählt, dieser ökonomische Einsatz von Sprache und Bewegung. Nur das zu tun, was notwendig war, nur das zu sagen, was ich sagen musste. Das passt zu Kang, das verleiht ihm weitere Stärke. Vielleicht sollten wir alle in unserem Leben weniger reden“. „Aber“, so Majors lachend, „ich schaffe das leider nicht. Da bin ich Kang nicht sehr ähnlich“.
Die Actionszenen in „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“, die so wild aussehen, seien minutiös durchchoreografiert gewesen, zumindest jene, in denen Mann gegen Mann gekämpft wurde. „Aber bei allen anderen Szenen gab mir Peyton (Regisseur Peyton Reed, Anm.) viel Freiheit. Es gab ja keine Beschreibung, wie Kang zu sein hatte. Ich tastete mich also gemeinsam mit Peyton an die Figur heran. Wir mussten das erst für uns definieren, wie er sich bewegt, wie er spricht und denkt. Am Ende ließ man es mir offen. Ich musste Kang zum Leben bringen“.
Sieht er sich in der Nachfolge von „Black Panther“ Chadwick Boseman, der das Marvel-Universum für schwarze Helden zugänglich gemacht hat? – „Wissen Sie, mein geschätzter Freund und Kollege Idris Elba hat gesagt, er sehe sich nur als Schauspieler, nicht als Schwarzer. Da stimme ich ihm zu. Wenn immer nur die Hautfarbe im Mittelpunkt steht, dann ist das ein Schritt dahin, die Essenz von etwas Wichtigerem zu reduzieren. Man darf einen Schauspieler nicht durch diese Linse sehen. Meine Ethnizität hat nichts damit zu tun, wie ich meine Arbeit mache. Ich bin ein stolzer schwarzer Mann. Ich mache meinen Job gut. That's it!“
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