Marc Carnal ist "Gott": Standup-Comedy von ganz oben

Ein Mann in weißem Gewand in einer Einkaufsstraße. Er hält ein Schild, auf dem er "Heilungen" anbietet.
Der Autor hat sein erstes Bühnenprogramm geschrieben. Es ist mehr als ambitioniert. Er spielt den Allmächtigen.

Marc Carnal ist einer von den lustigeren Leuten in Österreich. Üblicherweise leiht er seine Schlagfertigkeit Comedians wie Stermann und Grissemann, in deren Sendung “Willkommen Österreich” er im Autorenteam sitzt. Immer wieder sah man den gebürtigen Schweizer mit der sonoren Stimme auch vor der Kamera in der Rolle des abseitigen Interviewers. Am Dienstag präsentierte er in Wien sein erstes Bühnenprogramm. Er ist darin niemand geringerer als der Allmächtige.

Satire ist nur gut, wenn sie nach oben tritt

“Gott live” ist schon konzeptionell ein Wagnis, denn schließlich “ist Satire nur gut, wenn sie nach oben tritt”, wie Gott, der in Carnals Körper gefahren ist, zu Beginn des Abends eingesteht. Aber über dem Allmächtigen ist eigentlich nichts. Selbst auf den Papst schaut er herunter. Schwierige Voraussetzungen für Punchlines.

Als ihn die Dinos enttäuschten, warf Gott einen Asteroiden

Der Herrgott ist ein launischer Charakter, wie man schon aus dem Alten Testament herauslesen kann: Seine Schwäche ist der Jähzorn, wenn wieder einmal eine Schöpfung ein Griff ins Klo war. Die Dinosaurier bekamen das mit einem dahin geschleuderten Asteroiden zu spüren, die alttestamentarischen Menschen und Tiere mit der Sintflut und zahlreichen Plagen.

Mohammed passte nicht gut genug auf

Dass Moses den Dornbusch eigentlich löschen wollte und Mohammed, dem Gott die Suren des Koran diktierte, nicht genau mitschrieb, erfährt man in dem Programm ebenso wie die Tatsache, dass Jesus, der schon über 2000 Jahre zur Rechten seines allmächtigen Vaters sitzt, eine ziemlich schrille Stimme hat (“wie der Investmentpunk”). Außerdem, gesteht uns der Gottvater ein: Der Bub ist eigentlich eine Nervensäge.

Kein heruntergedodelter Katholizismus

Gute Gags sind grundsätzlich präzise und informiert. Und Carnal macht aus dem im heimischen Kabarett zum Schießbudenthema heruntergedodelten Katholizismus ein intelligentes Programm. Die Texte sind tiefgehend recherchiert (dass "Tagespresse"-Mastermind Sebastian Huber mitarbeitete, hat sicher nicht geschadet), das Bühnenspiel überzeugend. Und, immer ein Qualitätsmerkmal: Unterschiedliche Lacher zu unterschiedlichen Pointen. Carnal ist dabei auch nicht einmal blasphemisch. Auch er löst nicht die Probleme, die Weltreligionen heute umtreiben. Aber, um Gottes Willen: Dieses Programm ist eine absolute Empfehlung.

Nächste Termine: 29.3. und 25.4., Kulisse Wien.

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