Wie gefällt Wien der in New York lebenden Künstlerin? „Ich bin überwältigt von der Vielfalt an kulturellen Angeboten, zugleich auch davon, dass dieses nicht unbedingt mit hohen Kosten verbunden ist. In der Volksoper fühle ich mich sehr wohl, sie ist ein sehr lebendiges Haus. Es gefällt mir gut, dass das Publikum von jung bis alt angesprochen wird, und dass hier Musiktheater und Tanz auf so hohem Niveau stattfinden. Für unsere Welt heute hat das geradezu einen Modellcharakter.“
Auf Knopfdruck
Und es gibt große Unterschiede zum kulturellen Leben in New York, wo Armitage bis vor kurzer Zeit eine Compagnie leitete. „Ich sehe in der ,on demand culture’ ein großes Problem, insbesondere für die Bühnenkunst. Kunst soll auf Knopfdruck abrufbar sein und kostet dann wenig bis nichts. Dabei geht die intellektuelle Neugier des Publikums verloren und die Aufmerksamkeitsspanne wird reduziert. Dazu fehlen in New York künstlerische Leitfiguren wie es im Tanz zum Beispiel George Balanchine bis in die 1980er-Jahren war. Die Kunstform Tanz hat keine Bedeutung mehr. Wobei diese Oberflächlichkeit eigentlich das gesamte Kulturleben der Stadt betrifft. Seit der Finanzkrise brechen auch noch Sponsoren weg, öffentliche Förderungen gibt es kaum. Deswegen habe ich vor einem Jahr beschlossen, nicht mehr für die Bühne zu choreografieren.“
Und: „Ich gestalte jetzt Filme mit Tänzerinnen und Tänzern, die als Features über Tanz konzipiert sind.“ In Wien spürt sie während der Proben die Kraft des Tanzes wieder: „Die Menschen hier mögen Tanz.“ Zu den „Ligeti Essays für sieben Tänzerinnen und Tänzern“: „Diese Musik ist zutiefst humanistisch. Ich sehe darin viele Kreise, die der Bewegung einen Weg ebnen, der zur Philosophie führt. Der Westen trifft auf den Osten.“ Ligetis Musik hat für Armitage zudem auch jenen „Rock Spirit“, der an die Kraft und den Rhythmus des Tanzstils erinnert, der sie international bekannt machte.
„Ligeti Essays“ ist zusammen mit Martin Schläpfers „Drittes Klavierkonzert“ und Paul Taylors „Dandelion Wine“ im Dreiteiler „The moon wears a white shirt“ in der Volksoper Wien ab Sonntag, den 12. November, zu sehen. Die musikalische Leitung hat dabei Christoph Altstaedt inne.Silvia Kargl
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