Lulu verweigert sich

Lulu verweigert sich
Die Wiener Kammerspiele spielen Wedekind – und kommentieren zugleich kritisch die Handlung.

Lulu ist ein mittlerweile zur Unkenntlichkeit verschmierter Mythos. Wer ist diese Frau, die sich der grimmige Dramatiker Frank Wedekind ausgedacht hat, ursprünglich für zwei Stücke, nämlich „Erdgeist“ und „Die Büchse der Pandora“.

Ist sie die moralfreie Verkörperung der Triebhaftigkeit? Oder doch eher die naive, reine Unschuld? Im Stück ist Lulu immer das, was die Männer in ihr sehen wollen: Kindfrau, Hure, Angebetete, Ehefrau. Dass Lulus Leben immer zu Katastrophen führt, liegt mindestens so sehr an einer unmoralischen Umwelt wie an ihr.

Regisseur Elmar Goerden hat bei seiner Inszenierung in den Kammerspielen  dem Text und Herrn Wedekind zutiefst misstraut.  Das „Feld zwischen uns und Lulu“ wollte er erforschen, sagt Goerden im Programmheft. Im Originaltext wimmle es vor frauenfeindlichen Formulierungen und Stereotypen. Das Textbuch liegt auch gut beleuchtet in einer Glasvitrine, immer wieder wird Bezug darauf genommen: „Das steht so drin.“

 

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