Unbestritten ist: Nichols war eine der ersten schwarzen Frauen, die eine große Rolle in einer TV-Serie spielte, zudem in einer Führungsfunktion. Denn Gene Roddenberrys Science-Fiction-Serie war – lange bevor dafür Kampagnen geführt wurden – ein Hort der Diversität.
Und damit ist nicht gemeint, dass Shatner Kanadier ist. So spielten die Philippinin Barbara Luna und die französisch-vietnamesische France Nuyen mit (beide küssten Kirk), zudem der russischstämmige Walter Koenig (Chekov) und insbesondere der US-Japaner George Takei (Mr. Sulu), der offen homosexuell lebt und sich lautstark gegen Rassismus einsetzt.
Dass sich Hollywood und das Fernsehen damals mit interkulturellen Liebesszenen noch schwertaten, zeigt die Entstehungsgeschichte der Szene aus „Platons Stiefkinder“, Folge 10 aus der dritten und letzten Staffel. So wurde aus Furcht vor den Reaktionen in den Südstaaten ernsthaft überlegt, Spock (Leonard Nimoy †) als Uhuras Kusspartner einzusetzen, weil dieser als Halbvulkanier einer fiktiven Rasse angehört. Es geht in der Handlung der Folge übrigens um gespielte Küsse, die den gefangengenommenen Besatzungsmitgliedern der Enterprise auf einem antik anmutenden Planeten das Überleben sichern sollten. Auch Spock wird von den "Platoniern" bei einer Aufführung dazu gezwungen, eine Frau zu küssen.
Shatner wollte die prominente Szene unbedingt mit Nichols machen, man einigte sich aber darauf, sicherheitshalber auch eine kusslose Version zu drehen. Was Nichols und Shatner allerdings konsequent torpedierten. Nichols erzählte: „Bei der einzigen Aufnahme, die am Set noch ganz okay aussah, verdrehte Bill die Augen. Es war so kitschig und einfach nur schlecht, also unbrauchbar.“ Die Verantwortlichen hätten schließlich aufgegeben und gesagt: „To hell with it. Let’s go with the kiss!“
Nach der Premiere am 22. November 1968 gab es keinen großen Skandal, dafür „eine der größten Mengen an Fanpost aller Zeiten“, sagte Nichols. „Alles sehr positiv, viele Frauen fragten mich, wie es sich anfühlt, Captain Kirk zu küssen und viele Männer fragten ihn dasselbe über mich.“
Das ZDF zeigte die Kultserie zwar bereits ab 1972 als „Raumschiff Enterprise“ (der ORF ab 1973), „Platons Stiefkinder“ war aber nicht unter den wahllos zugekauften Folgen. So lief die deutschsprachige TV-Premiere der Szene erst am 25. April 1988 auf Sat.1, der ORF zeigte den Kuss, der mittlerweile zum Kultmoment geworden war, schließlich am 16. Juni 1996 im Nachmittagsfernsehen.
Sängerin seit Teenager-Alter
Die 1932 im US-Bundesstaat Illinois geborene Nichols spielte nach Ende der Serie u.a. in sechs „Star Trek“-Kinofilmen und veröffentlichte Jazzalben. Sie war schon als Teenager in Chicago als Sängerin und Tänzerin aufgetreten.
Die NASA nutzte Nichols’ Bekanntheit, um Frauen und Minderheiten als Astronauten anzuwerben. Gesundheitlich galt sie zuletzt als angeschlagen, 2015 erlitt sie einen kleinen Schlaganfall. Am Samstag ist „Uhura“ im Alter von 89 Jahren gestorben.
William Shatner schrieb auf Twitter: „Sie spielte eine bewundernswerte Figur, die so viel dazu beigetragen hat, soziale Probleme sowohl hier in den USA als auch auf der ganzen Welt neu zu definieren. Ich werde sie vermissen.“
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