Legendärer Filmproduzent Eric Pleskow 95-jährig gestorben

Legendärer Filmproduzent Eric Pleskow 95-jährig gestorben
Aus Wien vertriebener Produzent war langjähriger Präsident der Viennale.

Der aus Wien vertriebene legendäre Filmproduzent Eric Pleskow ist 95-jährig gestorben. Das erfuhr der KURIER aus seinem engen Umfeld. "Dass meine Eltern und ich uns vor den Nazis retten konnten. Dass ich noch lebe und Kinder und Enkelkinder habe – das ist meine Rache an Hitler", sagte Pleskow zuletzt in einem KURIER-Interview.

Nur wenige Menschen außerhalb des Filmgeschäfts wissen, wer Eric Pleskow ist, aber Millionen von Menschen kennen die Filme, die er produzierte. Wie unter anderem „Rocky“, „Einer flog über das Kuckucksnest“, „Der Stadtneurotiker“, „Amadeus“, „Der mit dem Wolf tanzt“ und „Das Schweigen der Lämmer“.

Eric Pleskow war es auch, der als Präsident des amerikanischen Filmstudios United Artists Anfang der 1960er-Jahre mit den Produzenten Albert R. Broccoli und Harry Saltzman per Handschlag die legendäre „James Bond“-Filmreihe besiegelte.

Ende der 1970er-Jahre verließ Pleskow die United Artists und gründete die Orion Pictures: „Ich bin nur durch eine Kette von Zufällen zu einem kleinen Mosaikstein der internationalen Filmgeschichte geworden. Hätte ich Österreich nicht fluchtartig verlassen müssen, dann wäre ich in Wien wahrscheinlich als Arzt tätig gewesen und längst in Pension“, sagte er in einem KURIER-Interview.

Per Zufall zum Film

Zum Film kam der gebürtige Wiener tatsächlich durch einen sehr geschichtsträchtigen Zufall. Nachdem er als 15-Jähriger im Jahr 1939 gerade noch rechtzeitig mit seinen Eltern vor dem Nazi-Regime über Frankreich nach New York flüchten konnte, wurde er gegen Ende des Zweiten Weltkriegs vom US-Militär zum Intelligence Officer ausgebildet. Im Alter von 21 Jahren wurde er nach München geschickt, um dort als Filmoffizier für Bayern die Produktionen aus der Nazi-Ära nach Propaganda-Machwerken zu durchforsten und zur Belebung einer neuen deutschen Filmindustrie die „Bavaria“-Filmstudios aufzubauen. Der forschen Art, mit der Eric Pleskow dieser Aufgabe nachging, setzte Billy Wilder in „Eins, Zwei, Drei“ ein filmisches Denkmal.

Aus dem Filmstudio- Chef wurde der Boss der deutschen Niederlassung des Coca-Cola-Konzerns, gespielt von James Cagney, der Pleskows nie ganz ernst gemeinten Kommandoton trefflich parodierte. Die United Artists und die Orion Pictures waren während Pleskows Tätigkeit übrigens auch die ersten US-Firmen, die Geld in nicht-englischsprachige Filme investierten. Ohne Pleskow hätten viele der europäischen Meisterwerke von Fellini, Pasolini, Bertolucci und Truffaut nicht entstehen können – wie etwa „1900“, „Die 120 Tage von Sodom“, „Satyricon“, oder „Der letzte Tango“, um nur einige zu nennen.

Ab 1998 war Eric Pleskow – Ehrenbürger von Wien und Träger des Großen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich – Präsident des Wiener Filmfestivals Viennale. Der damalige Kulturstadtrat Peter Marboe hatte ihn dazu ernannt, um die Leitung weitgehend unabhängig von politischen Einflüssen zu halten.

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