Late-Night-Shows im Visier: Es wird immer stiller in der Nacht

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Mit Jimmy Kimmel ist bereits der zweite kritische Late-Show-Moderator mit wirtschaftlichem Druck durch die Trump-Politik vom Fernsehbildschirm entfernt worden. Die Einschüchterung hat Methode.

Donald Trump war noch kein ganzes Monat in seiner zweiten Amtszeit vereidigt, da bekam man schon einen ersten Vorgeschmack auf die Medienpolitik des US-Präsidenten. Am 14. Februar wurde der Nachrichtenagentur AP ausgerichtet, dass sie mit sofortiger Wirkung nicht mehr bei Pressekonferenzen des Weißen Hauses zugelassen werde. Das einzige, was sich das Medium zuschulden kommen hat lassen: Es hatte sich geweigert, den Golf von Mexiko, wie von Trump postuliert, Golf von Amerika zu nennen.

Feldzug

Am Dienstag kündigte Donald Trump eine 15-Milliarden-Dollar-Klage gegen die New York Times (NYT) an. Eine Woche zuvor hatte er rechtliche Schritte angedroht, weil die Zeitung eine sexuell herabwürdigende Zeichnung, die Trump als Geburtstagsgeschenk für Jeffrey Epstein angefertigt haben soll, veröffentlicht hatte. Auf seiner Plattform Truth Social schrieb der Präsident, die NYT sei „zu einem regelrechten Sprachrohr der radikalen linken Demokratischen Partei geworden“, die Zeitung habe sich jahrzehntelang daran beteiligt, Lügen über ihn, seine Familie, sein Unternehmen, die Bewegung „Make America Great Again“ (MAGA) und die USA als Ganzes zu verbreiten. Eine Rolle für den bekannt nachtragenden Millionär spielt auch, dass die NYT ihren Leserinnen und Lesern von einer Wahl Trumps abgeraten hat.

Dienstag Abend hat sich Late-Night-Show-Moderator Jimmy Kimmel noch über die ses gerichtliche Vorgehen lustig gemacht. Nur ein paar Stunden später war seine Show Geschichte. ABC hat bekannt gegeben, dass die Sendung „bis auf Weiteres eingestellt wird“. Auslöser dürfte eine Aussage Kimmels über den ermordeten rechten Podcaster Charlie Kirk gewesen sein: „Die MAGA-Gang versucht verzweifelt, diesen Burschen, der Charlie Kirk ermordet hat, als jemanden darzustellen, der keiner von ihnen ist, und versucht alles, um den Mord politisch zu instrumentalisieren.“

Rückzieher von Disney

Diese Beobachtung hat unter Trump-Anhängern für Furor gesorgt. Und beim Vorsitzenden der FCC (Federal Communication Commission), dem Republikaner und Mitautor des Trump-Manifests „Project 2025“, Brendan Carr. In einem Podcast sagte er: „Wenn wir so etwas sehen, können wir das für die Sender unangenehm oder angenehm lösen.“ Die FCC kann mit Lizenzvergaben wirtschaftlichen Druck auf Medien ausüben – Robert Igers, der Chef von Disney (zu dem Kimmels Sender ABC gehört) wollte dieses Risiko offenbar nicht eingehen. Das bedeutete das Aus für die Late Show.

Donald Trump hielt das naturgemäß für „Great News for America“. Das überrascht wenig, hat er Kimmel doch erst vor Kurzem dieses Schicksal angedroht. Er und sein Kollege Jimmy Fallon seien die nächsten, die ihre Show verlieren würden, betonte er, nachdem Stephen Colberts Late Show im Sommer eingestellt worden war. Hintergrund war damals eine Fusion von CBS-Sendermutter Paramount mit Skydance. Um die Kartellbehörde freundlich zu stimmen, hatte CBS auch einen 16-Millionen-Dollar-Vergleich mit Trump angenommen, der wegen eines angeblich vorteilhaft zusammengeschnittenen Interviews mit Wahlgegnerin Kamala Harris geklagt hatte. Beobachter hatten CBS eigentlich gute Chancen vor Gericht prophezeit.

Eine der maßgeblichen handelnden Personen auch in dieser Episode war übrigens FCC-Chef Brendan Carr. Wenige Wochen nach der Einigung unterzeichnete er die Genehmigung für die Fusion.

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