Kurt Schwertsik: Nicht nur Kasperlmusik zum 90. Geburtstag
Der Komponist Kurt Schwertsik führt wieder vor, dass Neue Musik nicht atonal sein muss, um modern zu sein. Er schafft Musik, die oft schwebend leicht daherkommt oder einen den Atem raubt, wenn sie das Unfassbare in Tönen ausdrückt. Das alles ließ das Ensemble Kontrapunkte anlässlich seines 90. Geburtstags, der bereits im Juni war, im Musikverein hören.
Seine „Blechpartie im neuesten Geschmack“ gab einen frohsinnigen Auftakt. Schwertsik, einst praktizierender Orchester-Hornist, hat ein besonderes Gespür für Blechblasinstrumente. Das war dieser „Kasperlmusik“, wie er diese kurzweilige Mixtur aus volkstümlichen und lyrischen Passagen mit parodistischen Einsprengseln von Marschrhythmen nennt, anzuhören. Die Bläser des Ensembles intonierten sauber und brachten die Pointen dieser Miniatur zur Geltung.
Schwerelos
Schwertsik nahm bei Meistern der Avantgarde wie Karlheinz Stockhausen Unterricht. Von den Dogmen der Zentren der Neuen Musik aus Darmstadt und Donaueschingen ließ er sich jedoch drangsalieren.
Wie sich Musik schwerelos über Epochen spannt, subtil mit Ironie spielt und Vergangenheit mit Gegenwart verbindet, ließ Dirigent Gottfried Rabl in „The Longest 10 Minutes“, einer Sonatine für 14 Instrumente, hören. Ausgezeichnet agierten die Solisten.
Georg Nigl ließ die Vertonungen von Theodor Kramers Gedichten zum Ereignis werden. Kramer, dessen Mutter von den Nationalsozialisten nach Theresienstadt deportiert wurde, schildert in seinen Gedichten deren Gräuel, aber ohne sie zu nennen.
Taubenschön
Über die Flexibilität von Nigls Baritonstimme kann man immer wieder nur staunen, wenn er in eine Art Sprechgesang changiert. Das war auch hier so. Sublim machte dieser Sänger die Beklemmung spürbar. Etwa in „Wer läutet draußen an der Tür?“. Da wurde offensichtlich, was das heißt: „Sie sind da.“
Betörend schön intonierte Josipa Bainac die Schutting-Vertonungen „Ein taubenschöner Nachmittag“. Mit „Twilight Music. A Celtic Serenade“ klang diese frohsinnige und denkwürdige Hommage mit magischem Schönklang aus. Jubel, Blumen und ein Geschenk für den Komponisten.
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