Festspielhaus St. Pölten: Vertanzte Facetten der Clara Schumann

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Wunderkind, Muse, Mutter, Komponistin: Das Ballett Zürich begeistert mit Cathy Marstons Choreografie „Clara“

Von: Silvia Kargl

Biopics im Film, Biografien im Tanz – die Interpretation von Schicksalen steht hoch im Kurs. Cathy Marstons abendfüllendes Handlungsballett „Clara“ über die Pianistin, Komponistin und Klavierpädagogin Clara Schumann deutet gleich mehrere Künstlerleben. 

Neben Claras Lebensliebe Robert Schumann treten der junge Johannes Brahms und der Geiger Joseph Joachim auf. Gleichrangig kommt die Musik dazu. Sie wurde beim Gastspiel des von Marston geleiteten Ballett Zürich im Festspielhaus St. Pölten vom Tonkünstler-Orchester Niederösterreich unter Daniel Capps mit der Pianistin Ragna Schirmer live gespielt.

Kantige Bewegungen

Selten glücken Musikarrangements für Tanz so wie in „Clara“. Für die Ballettpartitur verwendete Philip Feeney Kompositionen von Clara und Robert Schumann sowie von Brahms. Sie klingt wie aus einem Guss. Zwar treten die Tänzerinnen in Spitzenschuhen auf, sind auch die schönen Kostüme Bregje van Balens an der Romantik orientiert. Doch aus dem zeitgenössischen Ballettvokabular entlehnte kantige Bewegungen sorgen für Brüche, die den Rückblick ins 19. Jahrhundert erleichtern.

Sieben Tänzerinnen gestalten Clara Schumann. Sie verkörpern neben symbolisch für die Musik stehenden Klaviertasten diverse Facetten ihrer Persönlichkeit vom Wunderkind über die Künstlerin zur Mutter und Muse. Während Clara von außen gespalten ist, wird Robert von einem Tänzer (hervorragend: Karen Azatyan) als in sich zerrissene Persönlichkeit geschildert. Marston nutzt die Möglichkeit, mit Tanz gleichsam ins Seelenleben zu tauchen.

Choreografische Höhepunkt sind die Pas de trois, in denen Clara als Kind zwischen ihren später getrennten Eltern hin- und hergerissen wird, danach ganz anders zwischen dem geliebten Robert und dem tröstenden Freund Brahms steht. Großartig auch, wie der junge Brahms (Chandler Dalton) mit viel Elan über die Bühne wirbelt. Auch das Corps de ballet und Mitglieder der Tanz Akademie Zürich beweisen das hohe Niveau des Zürich Ballett.

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