Kunstvisuals für die lautlose Disco: Gerwald Rockenschaub im Belvedere 21

Kunstvisuals für die lautlose Disco: Gerwald Rockenschaub im Belvedere 21
Der Künstler und zeitweilige Techno-DJ, heuer 70 geworden, animiert zum Augentrip

Diese Bilder – es sind eigentlich keine! – kann man förmlich hören: Gerwald Rockenschaub zeigt im Belvedere 21 schön bunte, teils witzige, teils selbst- oder fremdbezügliche Videoloops auf großen Fernsehern, und diese sind wie all die kleinen Miniaturwiederholungen, aus denen sich etwa beim Techno letztlich die Musik insgesamt zusammensetzt.

Es pulsiert, es schiebt, es dreht, kombiniert, wächst und platzt die Form, jeweils nur wenige Sekunden lang. Auf 24 Flachbildschirmen läuft in Dauerschleife jeweils ein optischer Minirave irgendwo zwischen Discovisuals mit Kunstgarantie und jenen fröhlichen Zauberformen, die Computer auf den Bildschirm werfen, wenn ihnen mal fad ist.

Kunstvisuals für die lautlose Disco: Gerwald Rockenschaub im Belvedere 21

„circuit cruise / feasible memory/regulator“ nennt der heuer 70 gewordene, in Linz gebürtige Rockenschaub die Ausstellung, die weiters aus drei bunten (grün und pink) Raumelementen des Künstlers besteht, auf denen man sitzen, an denen man lehnen darf (nicht aber oben drauf stehen). Zwei Eindrücke erwarten den Besucher beim Betreten des Schwanzer-Pavillons, der längst wie ein etwas einsames Anhängsel an das benachbarte Neubauquartier wirkt: Stille und Leere. Es ist alles so schön gerade hier: Eckig die Fernseher, eckig die Skulpturen, wohlgeordnet der Bau.

Ein Eindruck, der sich in den Loops nahtlos fortsetzt – und doch immer wieder durchbrochen wird: Plötzlich schnellt der schemenhafte Kopf des Künstlers empor, eine rot-weiß-rote Animation spielt mit nationalen Codes, die runden Formen mancher Loops scheinen miteinander ein durchchoreografiertes Beziehungstheater abzuspulen – und wenn man nicht aufpasst, fragt man sich bald, ob hier nicht die Animationen ein irgendwie vergnügliches Eigen- oder Beziehungsleben zumindest anstreben.

Kunstvisuals für die lautlose Disco: Gerwald Rockenschaub im Belvedere 21

Okay, Computer

Damit ist die Ausstellung in zentralen Schaffenskreisen des Künstlers wohlverankert: Rockenschaub gilt als Pionier des Einsatzes von Computeranimation, und dass er viele Jahre als Techno-DJ tätig war, gibt auch dieser Ausstellung einen zusätzlichen Referenzrahmen.

Die Schau (bis 12. März zu sehen) ist jedenfalls auch eine, die man mitkonstruieren muss: Wer sich die Reize hier nicht aktiv abholt, versäumt etwas – und dürfte unberührt wie der Discogast, der die 80er-Jahre-Party gesucht hat, aber den Technoabend gefunden hat, und vielleicht etwas ratlos von dannen ziehen.

Der aktive Besucher aber kann durch eine kahle Silent-Disco auf der Suche nach dem Kunstbeat streifen – und fündig werden: So schwerelos gibt sich die hohe Kunst selten einmal.

Und wer hier einen gewissen Zug in Richtung all dessen vermutet, was neben der Musik sonst noch so bei Raves mitschwingt, wird auch nicht ganz falschliegen: Wiederholung wirkt allzeit und allüberall bewusstseinserweiternd, und in der Kühle des Belvedere 21 fühlt man sich für einen etwaigen Augentrip gut aufgehoben.

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