Kritiken zu "Maleficent 2" und "The King": Dornröschenschlaf überfällt alte Männer

Elle Fanning (li.) als Aurora mit Angelina Jolie als Fee Maleficent
Einmal böse Fee, immer böse Fee. Zwar hat die gehörnte Maleficent längst Abbitte geleistet und das schlafende Dornröschen höchstselbst mit einem mütterlichen Kuss wieder zum Leben erweckt. Trotzdem fürchten sich immer noch alle vor ihr. Auch in der Fortsetzung, die sinnfällig mit: „Es war einmal....oder vielleicht auch zweimal“ beginnt, kann Maleficent den schlechten Ruf nicht abschütteln. Längst lebt sie friedvoll mit ihrer Ziehtochter Aurora im pastellfarbigen Waldreich Moore, doch nicht alle Menschen sind von ihrer Harmlosigkeit überzeugt. Als Aurora Prinz Philipp von Ulstead heiraten soll, gerät dessen Mutter aus dem Häuschen.
Maleficent: Mächte der Finsternis
Die scharfkantige Angelina Jolie spielt ihre dunkle Fee huldvoll mit eindrucksvollen Fingernägeln und grüner Stichflamme. Als sie von Auroras zukünftiger Schwiegermutter – kriegslüstern: Michelle Pfeiffer – zum Essen geladen wird, muss sie erst einmal vor dem Spiegel das Lächeln üben.

Die scharfkantige Angelina Jolie als Maleficent
Tiefschlaf
Disney bemüht sich redlich, mit Genderstereotypen aufzuräumen. Nicht nur junge Frauen wie Dornröschen fallen in Tiefschlaf, auch ältere Herren wie den König von Ulstead ereilt dieses Schicksal. Der Kuss des Prinzen hat ebenfalls ausgedient und wird durch Mutterliebe ersetzt. Dass es auch böse Eltern gibt, beweist eindrucksvoll Michelle Pfeiffer, die erst die Klappe hält, nachdem Maleficent sie in eine Ziege verwandelt hat.

Michelle Pfeiffer als kriegslüsterne Königin
Insgesamt flott erzählt, beginnt die Handlung im letzten Drittel zu ermüden. Schloss und Schlossgarten, in dem die finalen Schlachtszenen stattfinden, sind in ihrer Computeranimation derartig ausdruckslos, dass einem glatt das Auge einschläft.
INFO: USA 2019. USA/GB 2919. 118 Min. Von Joachim Rønning. Mit Angelina Jolie, Elle Fanning, Michelle Pfeiffer.

Verliebt: Elle Fanning und Harris Dickinson
Filmkritik zu "The King": Shakespeare-Drama mit Potential für Teenie-Blockbuster
Das von Netflix produzierte Historiendrama basiert lose auf Shakespeare und seinen Königsdramen „Henry IV.“ und „Henry V.“. Es spielt kurz nach der Schlacht von Azincourt 1415, die mit einem der größten englischen Siege im Hundertjährigen Krieg endete.
Der australische Regisseur David Michôd hat für seinen Film die Shakespeare-Sprache für diese Seite des 21. Jahrhunderts deutlich geglättet. Und er hat ihm durch die Besetzung das Potential eines Teenie-Blockbusters mitgegeben. Die Hollywood-Neuentdeckung Timothée Chalamet schafft es scheinbar mühelos, den jugendlichen Charme und den bitteren Reifungsprozess von „The King“, Henry V., glaubwürdig zu gestalten.
Der hartnäckig friedliebende Prinz wird unter dem Gewicht der glänzenden Krone, die er nach dem Tod des Vaters tragen muss, nur widerstrebend erwachsen. Chalamet interpretiert eine leise, moderne Version von Henry V. und hat einen prominenten Widersacher: Robert Pattinson gibt augenzwinkernd den französischen Thronfolger, der dem gerade zum König ernannten Bengel herablassend begegnet, als dieser Frankreich den Krieg erklären will.
Gewürzt mit Humor ist auch die Rolle des königlichen Mentors: Falstaff, ein heruntergekommener Ritter, dessen füllige Figur nicht mehr in die Rüstung passen will.
Text: Gabriele Flossmann
INFO: GB/HUN/AUS 2019. 140 Min. Von David Michôd. Mit Timothée Chalamet, Robert Pattinson.
Kommentare