Das Verstörende an dieser Produktion ist nicht nur das Thema, sondern, dass sie direkt an die vorangegangene anschließt. Im Mai zeigte Regisseurin Ilaria Lanzino in Francesco Gasparinis „Hamlet“-Vertonung, wie ein junger Mann zum Amokläufer wird. Und jetzt die wahre Geschichte des Mörders Edward J. Leonski, der 1942 als amerikanischer Soldat mit seiner Einheit in Melbourne stationiert wurde und dort drei Frauen ermordete. Tom Holloway, einer der führenden Dramatiker Australiens, schrieb das Libretto.
Anonymer Täter
Den Täter nennt er Private, dessen Opfer bei ihren realen Namen. Präzise lotet Holloway die Abgründe seiner Figuren aus und stellt in seinen Schilderungen klar, dass der Täter und seine Opfer etwas gemeinsam haben. Sie alle hadern mit ihren Lebensumständen.
Cordula Däupner beginnt ihre Inszenierung in einem Museum in Melbourne. Besucherinnen machen Selfies vor dem Porträt des Mörders. Im Hintergrund lässt ein Mann sein dämonisches Lachen hören und zählt hysterisch von 40 auf null.
Private wurde vom Militärgericht verurteilt, weil er seinen Dienst zu oft schwänzte. Bald nach seiner Freilassung begeht er den ersten seiner drei Morde. Jedes Opfer zwingt er zu singen. Warum er sie erwürgt, kann er nicht erklären.
Wahn in Klängen
Miroslav Srnkas Musik bildet den Wahn des Mörders in gewaltigen, lautmalerischen Klangflächen ab. Die Gesangspartien sind extrem anspruchsvoll. Bariton Seth Carico verkörpert den Psychopathen Private mit Verve und bewältigt auch die schwierigen Passagen im Falsett mit Bravour. Tenor Julian Hubbard ergänzt mit Ausdruck als Gallo.
Die weiblichen Partien sind für unterschiedlich timbrierte Soprane komponiert. Caroline Wettergreen beeindruckt als Ivy, Nadja Stefanoff als ängstliche Gladys. Holly Flack ist in der Extrempartie der Pauline in ihrem Element. Der Arnold Schoenberg Chor hat eindrucksvolle Szenen. Finnegan Downie Dear lässt mit dem Klangforum die Härte von Srnkas illustrativer Partitur spüren. Wie alles an dieser Produktion ist auch die Musik sehr gut gemacht, das aber ist nicht mehr als Konfektionsware. Trotzdem zurecht viel Applaus für alle Beteiligten.Susanne Zobl
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