"Imperial Ball": Ein Rendezvous mit Johann Strauss und dem Tod
von Silvia Kargl
Sidi Larbi Cherkaoui ist ein Star der internationalen Tanzszene. Selbst für ihn ist im Rahmen von „Johann Strauss Wien 2025“ mit „Imperial Ball“ eine ungewöhnlich groß besetzte Tanzaufführung entstanden.
Koproduziert wurde sie mit dem Grand Théâtre de Genève, Cherkaouis Compagnie Eastman, ImPulsTanz und dem Tanzquartier Wien. So öffnet sich bei der österreichischen Erstaufführung in der Halle E im MuseumsQuartier eine große Bühne für ein beeindruckendes Zusammenspiel von Tanz, Musik und einer grandiosen Ausstattung des Oscar-Preisträgers Tim Yip.
Schani meets Japan
Cherkaouis Hofball ist ein fiktives Fest, in der die Welt des Wiener Hofes und des Hofballmusikdirektors Johann Strauss dem sich während der Meiji-Zeit öffnende Japan begegnet. So trifft die Musik von Strauss, live vom Wiener Kammerorchester unter Constantin Trinks im Orchestergraben gespielt, auf japanische Musik, die ebenso live, aber auf der Bühne erklingt. Diese traumhaft theatralische Welt reißt viele, vielleicht allzu viele Ideen an.
Cherkaoui betont den Unterschied zwischen den Welten um die jeweiligen Höfe, die jedoch ihre Feierlaune während Kriegszeiten verbindet. Das wird schon zu traditionellem japanischen Gesang zum Csárdás aus „Ritter Pásmán“ mit heftigem Säbelrasseln und Zweikämpfen deutlich.
Tod und Tanz
Der Tod wird neben der Partylaune einer bunt queeren Gesellschaft zum Hauptthema. Das Tanzvokabular orientiert sich nicht an vertrauten Strauss-Choreografien, sondern bleibt im Bereich der zeitgenössischen Tanzsprache Cherkaouis.
Was ihm gelingt, kam in vielen Tanzstücken im bisherigen Strauss-Jahr zu kurz. Der Aspekt der Melancholie, die über vielen Kompositionen schwebt, die Ernsthaftigkeit der Musik wird sichtbar, wie im Traumbild II zur selten gespielten „Fantasie für Orchester“. Auch von den zur Schau gestellten „Exotismen“ gibt es direkte Verbindungen zu Johann Strauss, der sich wie sein Vater gelegentlich von außereuropäischen Kulturen inspirieren ließ.
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