"Robin Hood" bei den Festwochen: Ein zauberhaftes Plädoyer für Solidarität

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Performerin Wu Tsang zeigt die Erzählung vom Kämpfer für die Unterdrückten als äußerst liebevolle Fabel.

Von Susanne Zobl

Kinder sind meist die strengsten Kritiker. Sie geben sofort zu verstehen, wenn ihnen etwas nicht gefällt. Schulvorstellungen sind gute Gradmesser. Wenn nicht einmal ein Flüstern zu hören ist, kommt das Stück gut an. Noch besser aber, wenn nach jeder Szene zurecht applaudiert wird – wie bei der Festwochen-Aufführung von „Robin Hood“, einer Produktion des Zürcher Schauspielhauses, im Volkstheater.

Performerin Wu Tsang hat die Geschichte des Helden, der sich für die Unterdrückten einsetzt, mit ihrem Kollektiv Moved by the Motion als packende Fabel in Szene gesetzt. Die Unterdrückten sind bei ihr Eichhörnchen. Robin Hood ist wie in der Zeichentrickverfilmung von Disney ein Fuchs, seine Gefährtin Mariam (Yéniou Avognon) ein Wüstenfuchs. Little John ist ein Grizzly. Die armen Eichkatzerln müssen für den Sheriff, einem beschränkten Hund, schuften. Der wiederum steht unter der Fuchtel der Katze Brütsie, die ihn mit einer Intrige beim Herrn anschwärzt.

Sublim deckt diese Aufführung die zentralen Probleme der Gegenwart ab. Die Jüngsten lernen dabei, wie Propaganda in einer Diktatur funktioniert.

Sheriff (Sebastian Rudolph) und Brütsie (June Ellys Mach) reden den Eichhörnchen ständig ein, dass sie nur unter ihrem Schutz überleben. Denn draußen im Wald würden sie von wilden Tieren und Monstern gefressen werden. Die braven, kleinen Kerle glauben die Propaganda und lassen sich knechten. Eicheln kennen sie nur aus Erzählungen.

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Vegane, weise Eule

Als Yung Hörnchen aufbegehrt, wird es sofort in den Kerker abgeführt. Da kommt Robin Hood, „die Hoffnung der Hoffnungslosen“, befreit das kleine Wesen und macht ihm klar, dass ein freies Leben möglich ist. Im Wald leben die Tiere in einer Basisdemokratie. Sie sind vogelfrei und machen sich ihre eigenen Regeln. Im Zentrum steht die vegane, weise Eule Tuck.

Diese Tiere leben vor, was Solidarität alles leisten kann, und zeigen, wie Widerstand funktioniert. Subtil sind die weiblichen Figuren als die Klügeren dargestellt. Am Ende wird sogar der Sheriff bekehrt. Die Produktion arbeitet mit den Mitteln des japanischen No Theaters, manche Szenen werden mit Scherenschnitten gezeigt. Bühne und Kostüme (Nina Mader, Carlos Soto) sind bezaubernd. Gespielt wird vom gesamten Ensemble sehr gut. Asma Maroof hat einen einnehmenden musikalischen Rahmen geschaffen. Jubel für diese denkwürdige Produktion für ein Publikum ab zehn Jahren.

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