Famos: Asmik Grigorian ließ in Wien in ihren Kosmos blicken

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Die Sopranistin brillierte mit dem Solo „A Diva is Born“ in der Staatsoper.

von Susanne Zobl 

Die Wiener Staatsoper kündigt „A Diva is Born“ von Asmik Grigorian als „Soloabend“ an. Doch was diese herausragende Sopranistin und Hyung-Ki Joo, ihr Partner am Klavier, zeigen, ist echtes, wahrhaftiges Musiktheater.

Mit der Premiere im Mai vorigen Jahres verblüffte Grigorian das Opernpublikum mit Vokalisen – Liedern ohne Worte – und Popsongs. Im Zentrum stand damals ausschließlich ihre unvergleichlich schöne Stimme und ihre Strahlkraft. Das Duo hat nach mehreren Stationen, eine davon bei den Salzburger Festspielen, an dieser „Show“ gearbeitet.

Diva mit Distanz

Wer Asmik Grigorian kennt, mag den Begriff „Diva“ zunächst als Ironie verstehen. Denn diese Sängerin widerlegt das Diven-Klischee strikt. Wie also soll man dieses Programm verstehen?

Bei der Wiederaufnahme wurde klar: hier öffnet die aufregendste Opernsängerin unserer Tage ihre Seele. Erbarmungslos mit sich selbst lässt sie in ihren Kosmos blicken. Den Auftakt gibt Joo in einem roten Gehrock am Klavier mit einer ansprechenden Eigenkomposition, bevor Grigorian betörend auf der ersten Reihe der Galerie die Melodie eines armenischen Volkslieds anstimmt.

Mit Vokalisen tourt sie durchs Haus, bis sie die Bühne erreicht. Zwischendurch fordert sie Joo auf: „You must sing“. Er changiert zwischen zwei Rollen: der ihrer inneren, höchst kritischen Stimme und der eines strengen Lehrmeisters.

Mit gespielt trockenem Charme treibt er die Sängerin zur Selbstentäußerung, bis ihr am Ende die Welt zu Füßen liegt. Auch Direktor Bogdan Roščić ist Teil davon, wenn er die Schleppe ihres gigantischen fliederfarbenen Kleids trägt und am Boden zurechtrückt.

Gegen Geiferer

Subtil werden auch gemeine Geiferer auf Instagram ironisch vorgeführt. Man kommt aus dem Staunen nicht heraus, wie Grigorian ihre Stimme verwandelt, sich bei ihren Glanzrollen von Puccini und Verdi spielerisch unter ihr Licht stellt, um im Lederoutfit Songs von Sting und Lady Gaga zu singen. Diese intoniert sie furios und widmet eines ihrer Tochter im Publikum.

Am Ende kann man Joo nur zustimmen, wenn er zu Grigorian sagt: „Just be yourself“, wie beim fulminanten „Casta Diva“ aus Bellinis „Norma“. Trotzdem ist klar, so ein Abend kann nur mit einer satirischen Zugabe enden. Ovationen.

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