Burgtheater Vestibül: Karfiol-Kochen im Protestcamp

Zwei wirkliche Talente: Pauliine Poldmaa, Thaddeus Tirone
"Das Licht der Welt" im Burgtheater Vestibül - "Cops" mag man hier gar nicht

Noch nicht einmal im Theatersaal, wird das Publikum schon von einem „Cop“ angebrüllt, damit gleich klar ist, wer hier der Böse ist. Drinnen geht die Schreierei weiter. Inbrünstig etwa mit John Lennons „Working Class Hero“, später anderen Protest-Song-Klassikern. Die Lautstärke ändert nichts daran, dass bestimmt nicht alle alles verstehen, die halbe Zeit wird Englisch geredet, was unter 25-Jährige heute ja oft machen und vielleicht will man mit Raphaela Bardutzkys Theaterstück „Das Licht der Welt“,  einer österreichischen Erstaufführung im Burgtheater Vestibül, eh keine Methusalems jenseits dieser Altersgrenze ansprechen.

Doch so viel kapieren selbst die: Es geht hier um ein Protestcamp von Klimaaktivisten gegen die großflächige Abholzung eines Waldes. Man ist hier gegen Lohnarbeit, für vegane Küche, und dafür dass die Eltern „endlich kapieren sollen“.... „Flintas“ sind ebenso willkommen wie „Nonbinäre“, nur „Cops“ mag man nicht. Dazwischen fallen schöne Sätze wie „die Wahrheit liegt im Blumenkohl“ und nicht  erst da fragt man sich, ob das hier vielleicht doch eine Persiflage auf die juvenile „Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat“ (Henry David Thoreau) ist.

Ziviler Gehorsam

Nachdem  die Polizei die  Blockaden gewaltsam beendet hat und die Besetzer im Gefängnis übernachtet haben, scheinen sie wieder zurück im zivilen Gehorsam. Zumindest geduscht haben sie jetzt. War das bloß ein Abenteuer? Was kommt danach? Eine Grünen-Kandidatur für die EU-Wahl?

„Weißt du, ich habe mir die Zukunft anders vorgestellt“, sagt jemand.  „Aber wer hat das nicht?“ antwortet eine andere und das ist  berührend und authentisch.  Nein, das Engagement möchte man ihnen nicht absprechen. 

Vielleicht ist hier vieles zu laut und zu grell, vielleicht wäre weniger mehr gewesen. Die Darsteller schmeißen sich allesamt beherzt ins Geschehen, gewiss würde sich jeder und jede von ihnen an einen Baum ketten. Besonders überzeugend ist die Figur der zweifelnden Rabe (Pauliine Poldmaa), die von einem Protest-Camp-Besucher, Louis (sehr sympathisch: Thaddeus Tirone), schwanger wird und nicht weiß, wie’s weiter geht. Denn Kinderkriegen ist doch Klimasünde Nummer eins! 

KURIER-Wertung: 3 von 5 Sternen