Wie sexy kann eine Münzsammlung sein?

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Das Kunsthistorische Museum zieht alle Register, um die Instagram-Generation zu begeistern.

„Komm, ich zeig’ dir meine Münzsammlung“: Das war nie ein guter Aufrissspruch. Und auch das Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums, im zweiten Stock versteckt, war nie der glamouröseste Ort des Museums. Auch wenn es ein wunderbar verwunschener Raum ist – und neben Münzen und Medaillen auch die Porträtsammlung des Tiroler Erzherzogs Ferdinand II. mit dem Bild des Grafen Vlad III. beherbergt, der einst die Figur des Dracula inspirierte.

Nun aber wollen es die Numismatiker offenbar wissen: Unter dem Titel „Kopf und Kragen – Münzen machen Mode“ wurde der Sonderausstellungsbereich des Kabinetts in einer Weise neu gestaltet, die gegen das Verstaubte ankämpft – und über weite Strecken sowohl didaktisch wie auch ästhetisch hervorragend funktioniert.

Münzen statt Selfies

Ausgangshypothese dabei ist, dass Münzen und Medaillen, die das Porträt von Machthabern seit Jahrtausenden in einer buchstäblich haltbaren Form unters Volk brachten, stets auch den Trends der jeweiligen Mode folgten. In gewisser Weise waren die geprägten Köpfe prägende „Influencer“ ihrer Zeit, denn nach dem so verbreiteten Vorbild richtete sich auch der Geschmack der informierten Öffentlichkeit.

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Die Vitrinen des Münzkabinetts sind nun also in Pastelltönen eingefärbt und mit Schlagworten wie „Beauty“, „Fashion“ und „Lifestyle“ überschrieben. In den Schaukästen sind Original-Münzen entlang einer Zeitachse so positioniert, dass man Entwicklungen über Epochen ablesen kann: Es geht um männliche Haartracht vom antiken Kurzhaarschnitt über die barocke Perücke und wieder zurück; um Formen von Kappen und Hüten sowie um Zöpfe und Krägen bei Damen. Aus den Münzen werden dazu Details herausgezoomt, sodass die Präsentation in die Tiefe geht, aber nicht überfrachtet.

Ausstellungsansicht

Styling-Tipps

Bei der Sektion über Bärte erhält das Publikum auch noch Anleitungen zum Styling des adäquaten Garibaldi-Barts („Bartöl hält den Vollbart weich und leicht glänzend“), die Vitrine ist mit einem „Barber Pole“ – der blau-weiß-roten Stange, die Barbierläden kennzeichnet – verziert. Die Vitrine zum Thema Lorbeerkranz ist mit einem 3-D-Exemplar gekrönt, vor dem gekrönte Selfies möglich sind.

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Zu erwähnen ist noch der „Katalog“, der auf den ersten Blick gar nicht als solcher zu erkennen ist: In der "Coins" betitelten Publikation, die im Look eines Hochglanz-Modemagazins gehalten ist, finden sich die Glanzstücke nochmals in Modestrecken hip inszeniert und mit Promis konfrontiert. So erfährt man etwa, dass Brad Pitt einen „Henri-Quatre-Bart“ trägt, der einst durch den König Frankreichs (1589–1610) zu Popularität gelangte.

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