Das Kunsthistorische wagt 2026 den Canaletto-Blick
Noch ist 2025 nicht um, doch Jonathan Fine, seit Jahresbeginn Generaldirektor des KHM-Museumsverbands, steckt schon einmal einen stolzen Claim ab: „Es wird das erfolgreichste Jahr in der Geschichte des Kunsthistorischen Museums“.
Der Besucherzustrom der ersten drei Quartale sei deutlich über jenem des Vorjahres gelegen, ergänzte der kaufmännische Direktor Paul Frey bei einer Pressekonferenz am Montag: Rund 800.000 Besuche habe man in dieser Zeit im Haupthaus am Ring gezählt, im Theatermuseum immerhin deren 40.000 – 26 Prozent mehr als im Vorjahr, der großen Johann-Strauss-Schau sei’s geschuldet. Insgesamt, so Frey, werde der aus acht Standorten bestehende Verband die Top-Position unter den besucherstärksten Bundesmuseen halten (2023 war man hinter dem Belvedere gelegen).
2025 werde man mehr als die Hälfte des Budgets von rund 60 Mio. Euro selbst erwirtschaften, so Frey. Ticketerlöse seien bis September mit 17,6 Millionen Euro deutlich über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres gelegen.
Der große Umbau-Elefant
Die große Frage bleibt freilich, inwieweit der Bund den mit 42 Millionen Euro budgetierten Infrastruktur-Ausbau des KHM in Sparzeiten weiter mittragen wird. Die Kosten bis zum Baubeginn – rund 7,4 Millionen Euro – bestreitet das KHM wie berichtet aus vorhandenen Mitteln. Über die Finanzierung der Umsetzung laufen noch Gespräche, Frey zeigte sich dahin gehend „von großer Zuversicht getragen“. 25 der 42 Millionen würden für den Ausbau der Sicherheit verwendet, führte Frey mit Blick auf die jüngsten Vorkommnisse im Louvre aus - es bringe nichts, hier Investitionen aufzuschieben.
Verlagerungen
Die Perspektive, dass 2027 gröbere Umbauten während des laufenden Betriebs starten, bewegte das KHM aber, seine Sonderausstellungen vom Haupthaus weg zu verlagern. Nur die große Frühjahrsschau wird in den Gemäldegalerie-Sälen stattfinden, in denen bis 22. 2. die Schau zur Barockmalerin Michaelina Wautier läuft.
Unter dem Titel „Canaletto & Bellotto“ widmet man sich ebendort ab 24. 3. den zwei prominentesten Schöpfern von Stadt-Ansichten im 18. Jahrhundert. Der Venezianer Antonio Canal (1697 – 1768) und sein Neffe Bernardo Bellotto (1722 – 1780) führten beide den Namen „Canaletto“‚ gleichsam zu Marketingzwecken – die berühmte Perspektive auf Wien vom Belvedere aus (1759/’60) müsste streng genommen „Bellotto-Blick“ heißen. Nach der KHM-Schau sollte die Unterscheidung kein Problem mehr sein.
Für die Herbst-Ausstellung „Tatort Ephesos“ (ab 20. 10.) wandert das KHM aber ins Corps de Logis der Neuen Hofburg aus – ein Bereich, der klimatechnisch ertüchtigt und längerfristig für Sonderschauen genutzt werden soll.
Die Schau „Bernini – Malerei und Marmor“, die ein neu zugeschriebenes Gemälde des sonst eher als Bildhauer und Architekt des Barock berühmten Gian Lorenzo Bernini zum Ausgangspunkt nimmt, soll ab 2. Dezember im Palais Lobkowitz stattfinden. Das in diesem Gebäude beheimatete Theatermuseum bleibt bis Herbst umbaubedingt geschlossen – ein „Gastspiel“ im Burgtheater und mehrere Events sollen über die Absenz hinweghelfen.
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