Klimawandel, nicht Klimakrise

Menschen mit Plakaten bei einer Demo gegen den Klimawandel.
Der Essayist und Kulturpublizist Konrad Paul Liessmann legt eine „Philosophie der Krise“ vor.

Das Wort „Krise“ ist omnipräsent. Spätestens seit der Finanzkrise 2008 ff. befindet sich die Welt im permanenten Krisenmodus, stolpert von einer Krise in die nächste – und kein Ende absehbar, zumal ja über allem als ultimative die sogenannte „Klimakrise“ steht. Deswegen spricht Konrad Paul Liessmann wohl vielen mit seiner Frage „Was nun?“ – so der Titel seines neuesten Buches – aus der Seele.

Was aber ist eigentlich eine Krise? Nicht alles, was so genannt wird, könnte man Liessmann folgend lakonisch antworten. In „Krise“ steckt (wie übrigens auch in „Kritik“) das griechische Wort krínein, das trennen oder unterscheiden bedeutet. Es geht also um eine Zeit, „in der sich die Dinge scheiden“ – eine Zeit auch, so ließe sich ergänzen, die Entscheidungen fordert. Sie markiert jedenfalls eine Zäsur – es gibt ein Davor und Danach. Daraus folgt aber, dass es – entgegen dem oft dramatisierenden Sprachgebrauch – keine Dauerkrise gibt.

Deswegen hält Liessmann auch den Begriff „Klimakrise“ – und erst recht „Klimakatastrophe“ – für nicht sachgerecht. Denn tatsächlich haben wir es mit einem Wandel des Klimas zu tun. Genau dieser Begriff – „Klimawandel“ – war ja auch lange Zeit geläufig, bis er von einschlägig Interessierten als zu harmlos erachtet und zunächst durch „Klimakrise“, dann durch „-katastrophe“ ersetzt wurde.

Den apokalyptischen Ton der radikalen Klimabewegung hält der Autor für durchaus gefährlich, verleite er doch dazu, „angesichts einer drohenden Katastrophe alle, auch undemokratische und gewaltsame Mittel für geboten“ zu halten, „um diese aufzuhalten“.

Nichts zu lachen?

Von diesem Hang zum Apokalyptischen – keineswegs nur bezogen auf die Klimathematik – lässt sich auch ein Bogen schlagen zur von Liessmann diagnostizierten „Krise des Humors“. „Nichts zu lachen“ ist das Kapitel überschrieben – und das trifft die Stimmungslage leider gut. Gilt es doch als Ausweis richtiger Gesinnung, die Bedrohung von allem und jedem mantraartig zu betonen – gar nicht zu reden davon, dass über die „falschen“ Dinge zu lachen das Verdikt politischer Unkorrektheit nach sich ziehen kann.

Demgegenüber empfiehlt Liessmann ein gewisses Maß an Selbstironie als Remedium – angesichts der „Weltverbesserungs- und Weltrettungsdebatten, die wir mit großer Ernsthaftigkeit führen“. Humorlosigkeit macht jede Krise nur noch schlimmer.

46-218859714

Konrad Paul Liessmann: „Was nun?“, Zsolnay, 240 Seiten, 25 Euro

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