Argerich und Pacini: Forsche Anschläge zum tiefsinnigen Spiel

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Die beiden Pianistinnen begeisterten im Wiener Konzerthaus unter anderem mit Franz Liszts h-Moll-Sonate.

Furiose Klangkaskaden, fulminante Triller, Arpeggi, wie wärmende Lichtstrahlen – so atemberaubend klingt das, wenn Martha Argerich und Sophie Pacini Franz Liszts „Concerto pathétique“ für zwei Klaviere spielen. Verständlich, dass die beiden Pianistinnen es für das Finale ihres Rezitals im Konzerthaus aufgehoben haben.

Bei diesem Komponisten agierte das sehr unterschiedliche Paar auf einer Ebene. Denn mit Liszts h-Moll-Sonate hatte die heute 33-jährige Münchnerin die Grande Dame des Klaviers von ihrem Talent bei einem Italienurlaub überzeugt. Das ist 15 Jahre her. Pacini war damals noch keine zwanzig. Heute ist sie als Solistin im Konzertbetrieb angekommen.

Logisch, dass Argerich, wie meistens, wenn sie dieses Werk von Liszt aufführt, ans zweite Klavier gewechselt ist. Wie bereits vor einem Jahr hoben die beiden Damen ihren Abend vierhändig an einem Instrument mit Mozart an. Diesmal mit der Sonate in C-Dur, KV 521. Argerich agierte im tiefen Bereich, Pacini rechts von ihr.

Obwohl sie Seite an Seite spielten, war die Kluft eine andere als die 50 Jahre, die sie trennten. Während Argerich mit Noblesse auf feinste Nuancierung setzt, tobt sich Pacini in überdeutlich gesetzten, zuweilen etwas irritierenden Akzentuierungen aus. Ihre forschen Anschläge bilden dabei einen seltsamen Kontrast zum tiefsinnigen Spiel ihrer Partnerin. Die war das unbestrittene Kraftzentrum bei Brahms„ „Haydn-Variationen, wo sie mit ausdrucksstarken Akkorden überwältigte. Unerbittlich forderte sie ihr Gegenüber heraus. Die nahm an und ließ sich in den energiegeladenen Strom mitreißen.

Den nahm sie zu Schostakowitschs „Concertino für zwei Klaviere“ mit. Das geriet zum brillanten Doppel. Robert Schumanns „Andante und Variationen“ in B-Dur ließ Argerich wie gleißendes Licht aufleuchten, während Pacini auf Verschleierung setzte. Mit einer Kantate von Bach in der Bearbeitung von György Kurtág als Zugabe verabschiedeten sich die Pianistinnen. Die Ovationen wollten nicht enden.

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