Wiener Symphoniker: Tieftrauriges, Farbenfrohes und Keckes im Konzerthaus
Tieftraurig ist das Stück. Was ja auch kein Wunder ist, denn Francis Poulenc wurde durch den Tod eines seiner besten Freunde dazu animiert. Das 1950/51 komponierte „Stabat Mater“ über das Leiden der Gottesmutter wurde ein tiefreligiöses Werk, das jetzt im Konzerthaus Wien von den Wiener Symphonikern unter Marie Jacquot (im Artikelbild bei einer Preisverleihung) aufgeführt wurde.
Dabei wurden die vielen dunklen Stimmungen, aber auch die tröstlichen Elemente ideal herausgearbeitet. Auch mit feinem und ausgewogenem Gesang der Wiener Singakademie (Einstudierung: Heinz Ferlesch) wurde man der Traurigkeit voll gerecht. Elsa Benoit lieh ihren glasklaren, innigen Sopran den wenigen Solostellen.
Der Kontrast könnte nicht größer sein: Denn das geistliche Werk wurde von zwei kecken, farbenfrohen Balletten umrahmt. Zuerst von „Les animaux modèles“ ebenfalls eine Rarität von Poulenc, womit zwei völlig unterschiedliche Facetten des Komponisten gezeigt wurden. Hier wurden der an Ravel gemahnende frühmorgendliche Aufbruch der Bauern auf das Feld und die Tierfabeln hinreißend musiziert.
Und schließlich vom bekannten Ballett „Petruschka“ von Igor Strawinski, bei dem das Orchester mit exzellenten Solisten aus den eigenen Reihen punkten konnte. Da konnte man die zum Leben erwachten Puppen regelrecht herumspringen sehen, wie auch die Atmosphäre und das Kolorit des Jahrmarkts ideal eingefangen wurde. Unter dem souveränen Dirigat von Jacquot wurden die folkloristischen Elemente und kühnen Harmonien mit ziemlich perfekter, nerviger Polyrhythmik und fortwährend anheizender Dynamik musiziert, wobei man sich manche Akzente noch stärker gewünscht hätte. Viel Applaus!
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