Komponist und Intendant Thomas Daniel Schlee ist tot
Zusammenfassung
Er war eine der prägenden Musikschaffenden des südlichen Österreichs - Thomas Daniel Schlee hat als Komponist, Organist, vor allem aber als langjähriger Intendant des Carinthischen Sommers das musikalische Geschehen im Lande mitbestimmt. Nun ist der gebürtige Wiener am gestrigen Montag kurz nach seinem 68. Geburtstag gestorben. Dies teilte die Familie Ö1 mit. Damit verstarb nach Gerda Fröhlich binnen weniger Tage die zweite einstige Führungsfigur des Carinthischen Sommers.
Theoretiker und Praktiker
Dem am 26. Oktober 1957 geborenen Thomas Daniel Schlee war als ältestem Sohn des Musikwissenschafters Alfred Schlee die Welt der Töne buchstäblich in die Wiege gelegt. Der junge Schlee nahm Orgelunterricht bei Friedrich Lessky und studierte an der Wiener Universität für Musik und darstellende Kunst Orgel sowie Komposition, promovierte aber auch in Musikwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Wien. Dieser doppelte Blickwinkel auf die Musik - die Perspektive des Theoretikers und Ermöglichers gepaart mit dem praktischen Musizieren und Komponieren - wurde auch prägend für die berufliche Laufbahn Schlees.
So wurde er 1986 Musikdramaturg am Salzburger Landestheater und 1990 Musikdirektor des Linzer Brucknerhauses. Ende des Jahrtausends folgte der Wechsel nach Deutschland, wo Schlee von 1999 bis 2003 stellvertretender Intendant des Bonner Beethovenfests war. Und dann folgte jene Position, die das Schaffen des Musikmanagers Thomas Daniel Schlee entscheidend prägen sollte.
Ab 2004 an der Spitze des Carinthischen Sommers
2004 wurde er Intendant des Carinthischen Sommers und sollte dies bis 2015 bleiben. Zu den Höhepunkten seiner Tätigkeit zählte nicht zuletzt die Uraufführung seiner Kirchenoper "Ich, Hiob" im Jahr 2007. 2015 jedoch trennte man sich im Streit um neue Förderverträge, die nach Ansicht Schlees eine Einschränkung der Entscheidungsfreiheit des Intendanten bedeuteten.
Aber auch wenn die Leitungsfunktionen die Vita Schlees bestimmten, gab er das Konzertspiel nie auf. Als Organist war Schlee international tätig, und als Komponist prägte ihn nicht zuletzt ein Aufenthalt bei Olivier Messiaen in Paris. Das kompositorische Œuvre von Thomas Daniel Schlee umfasst Werke für Orchester, Ensembles, Vokal- und Instrumentalmusik, wobei der Tonsetzer bis zuletzt an neuen Werken gearbeitet hat.
Umfassende Würdigungen
Entsprechend groß ist auch die Zahl der Würdigungen, mit denen Schlee im Laufe seines Lebens bedacht wurde. Diese reicht vom Gewinn des Orgelkompositionswettbewerbs "Olivier Messiaen" in Bologna 1989 über den Förderungspreis des Österreichischen Bundeskanzleramtes 2003 bis zum Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst der Republik 2012 respektive die Großen Goldenen Ehrenzeichen des Landes Kärnten 2015 und des Landes Niederösterreich im Vorjahr.
Ö1 gedenkt des Verstorbenen nun am kommenden Montag (17. November) mit einer Wiederholung der Sendung "Sound Art: Zeit-Ton". Diese Gesprächssendung hatte Johannes Leopold Mayer 2017 gemeinsam mit Schlee gestaltet.
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