Klangtheater der Extreme: Teodor Currentzis mit Mahlers „Dritter“

Von Susanne Zobl
Vor Russlands Angriff auf die Ukraine polarisierte der Dirigent Teodor Currentzis lediglich mit seinen extremen Interpretationen, seit Kriegsbeginn auch mit dem Schweigen über seine Haltung zu Russland. Deshalb ist nach diesem Wien-Gastspiel mit seinem vor einem Jahr gegründeten „Utopia“-Orchester im Konzerthaus kein Auftritt von ihm geplant.
Zum Abschied überwältigte er mit Gustav Mahlers „Dritter“ in d-Moll (Reprise am Sonntag, 11. Juni). Wie ein Besessener arbeitete er jedes Detail präzise heraus. Famos die fein ziselierten Marsch-Passagen, atemberaubende Pianissimi kontrastierte er mit wuchtigem Vollklang, aufblitzende Attacken mit watteweichen Klängen, ein Effekt ergab ganz natürlich den nächsten. Exzellent das Posthorn – wie überhaupt die Bläser. Dass Geigen und Bratschen, wie immer bei Currentzis, im Stehen gespielt wurden, irritierte, passte aber zu diesem Klangtheater der Extreme.
Betörend Wiebke Lehmkuhl, die wortdeutlich mit ihrer Altstimme das Solo intonierte, sehr gut die Damen der Singakademie und die Wiener Sängerknaben. Stehende Ovationen.
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