Wo sich der Kunstgenuss in gepflegten, gut ausgeleuchteten Räumen abspielt, braucht es ein wenig Imagination, um sich vorzustellen, wie das, was da an der Wand hängt, einst entstand. Wie sich Porträtsitzungen im Beisein von viel Tabakrauch und Alkohol abspielten und wie ein eigentümlicher Mann, der für seinen Brotjob viele Stunden am Tag in einer Dunkelkammer zubrachte, mit energischen Strichen Bilder herzauberte. Es sind keine schönen, aber doch enorm kraftvolle Werke, bis heute.
Karl Anton Fleck (1928 – 1983) wurde von seinem Mentor Otto Breicha einst als „bedeutendster österreichischer Zeichner neben Egon Schiele“ bezeichnet, wie Klaus Albrecht Schröder anlässlich der aktuellen Personale im Souterrain der Albertina Modern betonte.
Im allgemeinen Bewusstsein ist Fleck freilich nirgendwo nahe dem Großen der Wiener Moderne, was seiner Persönlichkeit, aber auch seiner Zeit geschuldet sein mag. Im nicht gerade avantgardefreundlichen Nachkriegsösterreich war der kreativ Hyperaktive zuerst als Musiker und Teil der heimischen Free-Jazz-Avantgarde aktiv, bevor er sich primär aufs Zeichnen verlegte. Anfang der 1960er-Jahre wurden die Sammler und späteren Galeriebetreiber Dagmar und Manfred Chobot auf ihn aufmerksam: Sie dienten Fleck bald als Modelle sowie als Abnehmer und Vermittler seiner Werke. Über die Schenkung der Sammlung Chobot verfügt die Albertina nun über den Großteil von Flecks Nachlass – 367 Werke.
Die Auswahl, die nun zusammengestellt wurde, erzählt von kreativem Furor, Experimentierfreude und der Lust am Spiel mit Worten – ein Aspekt, der Fleck mit der von ihm geschätzten „Wiener Gruppe“ verband.
Dass der Künstler von seinem Brotberuf als Foto-Retuscheur die Angewohnheit mitnahm, „negativ“ zu malen – helle Stellen, etwa in Gesichtern, also mit schwarzem Stift zu markieren – ergab sich ein Stilmerkmal, das sich verselbstständigte: Das Zeichnen nach der Wirklichkeit und das Erschaffen einer anderen, neuen Realität ist in den Bildern bald nicht mehr zu trennen. Eine Schau, die man neben der tollen Hauptausstellung „Ways of Freedom“ nicht auslassen sollte. Bis 22. Jänner.
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