Dance-Pop fürs Herz und Kniegelenk

Fritz Kalkbrenner ist ein gefragter Mann. Jedes Wochenende steht der Berliner in einem anderen Club und gibt den Entertainer. Das sei zwar anstrengend, aber die "Leber wächst mit ihren Aufgaben“, sagte er einmal scherzhaft in einem Interview. Die Zeit zwischen den Auftritten verbringt der 33-Jährige wie jeder andere auch: „Ich erledige diverse Büroarbeiten, halte meine Wohnung in Schuss, koche und treffe mich mit Freunden", sagt der Produzent zum KURIER.
Seinen älteren und erfolgreicheren Bruder Paul, sehe er hingegen kaum noch. „Früher haben wir uns oft im Studio getroffen und uns gegenseitig Musik vorgespielt. Dann durfte jeder seinen Senf zu den Tracks des anderen abgegeben. Dieses Feedback wurde dann zwar zur Kenntnis genommen, aber verändert wurde nichts." Bekannt wurde Fritz Kalkbrenner durch die Kollaboration mit seinem Bruder: 2008 steuerte er für "Sky And Sand", den Titelsong des Techno-Films "Berlin Calling" den Gesang bei. Heutzutage füllen beide Kalkbrenners Hallen. Paul mag zwar zurzeit der Erfolgreichere in der Familie sein, der Interessantere ist aber Fritz.
Soul, Funk und Show
Drei Alben hat er bereits gemacht. Seine aktuelle Platte nennt sich "Ways over Water", klingt biblisch, schielt aber vorrangig auf den Dancefloor: Die Bass-Drum klopft sich ohne große Verschnaufpause durch das Album. Dazu werden Handclaps und treibende Bassläufe eingestreut. Zu diesem klassischen Techno-Grundgerüst gesellen sich dann aber keine sägenden Synthesizer, zappelige Sounds, sondern Funk-Gitarren, gelassene Bläser sowie Melodien aus der Konserve. Wenn Fritz dann noch seine, dem Soul zugeneigte, Stimme erhebt und Geschichten erzählt, wird es emotional.
Live verzichtet er auf großes Pipapo. Soll heißen: Wer sich am Freitagabend beim Konzert von Fritz Kalkbrenner im Gasometer eine bombastische Show mit Pyrotechnik und Gogo-Tänzer erwartet, wird enttäuscht werden. Denn: "Ich bin kein Freund von Show-Elementen, die vom Eigentlichen, von der Musik wegführen und ablenken." Und so wird Fritz alleine vor seinem Laptop und ohne Instrumente auf der Bühne stehen. Eine Band als Unterstützung komme für ihn im Moment nicht in Frage, denn das "würde den Dancefloor-Charakter der Songs mindern".
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